Erscheinungsformen
Wie redest und diskutierst du über deine Sportart? Wie lässt sich diese am einfachsten und schnellsten verstehen? Willst du wirklich über komplizierte Konstrukte wie emotionale Regulation, Bewegungskoordination oder taktische Intelligenz sprechen? Bei Jugend+Sport verfolgen wir zunächst einen einfacheren Weg, um eine Sportart zu verstehen. Wir beobachten, was in der Ausübung der Sportart in Erscheinung tritt. Also die gelebte Praxis, die sogenannten Erscheinungsformen. Das folgende Video zeigt dir exemplarisch einige solcher Erscheinungsformen.
Erscheinungsformen werden als beobachtbare und erlernbare Bewegungs-, Verhaltens- oder Spielmuster in konkreten sportlichen Situationen definiert. Ob bei professionell Sporttreibenden oder teilweise auch bei Anfängern, du beobachtest von aussen ihre sportlichen Handlungen oder das Verhalten und erkennst die relevanten Erscheinungsformen. Sie sind direkt aus der Praxis abgeleitet, also daraus, was effektiv auf dem Sportplatz, am Berg, im Wasser oder in der jeweiligen Sportumgebung zu sehen ist.
Ein Fussballer bestreitet Zweikämpfe mutig und erfolgreich oder ein Schütze richtet sein Gewehr konstant und stabil auf die Scheibenmitte aus. Solche Erscheinungsformen charakterisieren die jeweilige Sportart. Zu jeder Erscheinungsform gehört die Angabe der Handlungsqualität (bspw. «…kraftvoll abspringen und sicher landen»). Teilnehmende deiner J+S-Aktivität können sich an diesen Mustern orientieren und mittels passender Trainingsformen versuchen, die Qualität ihrer Handlungen zu verbessern. Je präziser, situativ-angepasster und sicherer eine Erscheinungsform ausgeführt wird, desto kompetenter agieren die Sportlerinnen und Sportler.
In der Aus- und Weiterbildung lernst du die relevanten Erscheinungsformen kennen und kannst so deine Sportart besser verstehen. Die Erscheinungsformen alleine machen die Sportlerinnen und Sportler noch nicht besser. Deshalb haben die Expertinnen und Experten deines Verbandes zu jeder Erscheinungsform sinnvolle und geeignete Trainingsformen definiert. Diese mustergültigen Trainingsformen stellt dir dein Verband zur Verfügung. Mit ihnen kannst du die Erscheinungsformen optimal trainieren.
Für dich als Leiterin oder Leiter ist es wichtig, die relevanten Erscheinungsformen deiner Sportart und die dazugehörigen Trainingsformen zu kennen und in abwechslungsreichen und zielführenden Aktivitäten mit den Kindern und Jugendlichen anzuwenden.
Der Zusammenhang zwischen Erscheinungsformen und Trainingsformen lässt sich anhand einer Metapher veranschaulichen: Vergleicht man das Lernen einer Sportart mit dem Malen von Bildern, entsprechen die sichtbaren Erscheinungsformen den fertigen Bildern und die jeweils verschiedenen Trainingsformen den verschiedenen Pinseln, die zur Erstellung des Endprodukts verwendet wurden. Die Farben als Grundlage des Malens entsprechen ferner den Entwicklungsfaktoren wie z.B. Athletik, Technik oder Psyche. Mit ihnen wirst du dich in der Weiterbildung vertieft auseinandersetzen.
Dort wirst du lernen, wie diese miteinander verbunden und optimal trainierbar sind. Zunächst stehen jedoch die vorgegebenen Trainingsformen im Fokus. Sie sind für gute und sichere Aktivitäten ausschlaggebend und durch sie werden die wichtigsten Entwicklungsfaktoren automatisch mitentwickelt.
Alle Sportarten lassen sich mit mehreren Erscheinungsformen beschreiben. In diesen ist die Angabe der Handlungsqualität sehr wichtig, also «wie» [präzise, passend, kraftvoll, erfolgreich, sicher…] die Erscheinungsform ausgeführt wird. Als J+S-Leiterin oder J+S-Leiter ist es deine Aufgabe, die für deine Zielgruppe passenden Trainingsformen zielführend und variantenreich zu vermitteln, um die gewünschte Erscheinungsform optimal zu trainieren. Bei Anfängern wählst du andere Trainingsformen als bei Fortgeschrittenen aus. Dabei unterscheidest du zwischen sportartübergreifenden und sportartspezifischen Trainingsformen, wie du auch im Video gesehen hast. Eine Trainingseinheit deiner Spitzenathleten besteht möglicherweise aus nochmals anderen Trainingsformen. Die Erscheinungsform bleibt häufig dieselbe. Sie ist das grobe Ziel, nach welcher du deine Inhalte ausrichtest.
Betrachte die folgenden Bilder und die dazugehörigen Pfeile. Handelt es sich um Erscheinungsformen oder Trainingsformen? Sind sie sportartübergreifend oder sportartspezifisch? Wenn du auf die Bilder klickst, erfährst du die Antworten.