Philospohie des Parkours

Intro

Basics

Seit den Ursprüngen von Parkour spielen Werte und Haltungen eine grosse Rolle.

«Egal wo wir uns befinden, egal in welcher Umgebung, Parkour heisst dorthin gehen, wo es uns unser Körper erlaubt, dorthin, wohin unsere Willenskraft uns führt. Darüber hinaus ist Parkour eine physische Trainingsmethode, eine Disziplin bestehend aus Bewegungen und dem Überwinden von Hindernissen. Parkour eröffnet eine andere Welt, ist ein Mittel, um sich besser kennenzulernen und eine neue Herangehensweise an das Leben.» (David Belle 2009)

Die Anfänge von Parkour wurden durch das Stark-Sein geprägt. Einerseits entstammte die Idee den Ursprüngen der «Méthode naturelle» mit ihren Kerngedanken wie «être fort pour être utile» (stark sein, um nützlich zu sein) oder «être et durer» (sein und überdauern). Andererseits der Familienkultur von Raymond und David Belle und des letzteren ersten «Parkour-Freunden», den Hnautras.

Sie machten es sich zur Leidenschaft, Hindernisse zu überwinden, verschoben dabei die Grenzen immer weiter und vertrauten sich gegenseitig ihr Leben an. Dadurch bildete sich ein einzigartiges Kollektiv. Da die Gruppenmitglieder unterschiedliche Stärken und Vorstellungen mitbrachten, entwickelte sich ein starker Sinn für das Teilen und für die Gemeinschaft. Ihnen waren Motive wichtig, die du als Parkourist oder Parkouristin kennen wirst: Nützlichkeit, Stärke, Entdecken, Nachhaltigkeit, Individualität und Gemeinschaft.

Als sich diese erste Gruppe in drei Zweige aufteilte, legten sie unterschiedliche Schwerpunkte.

David Belle legte mit Parkour den Schwerpunkt auf den Nützlichkeitsgedanken und die Effizienz der Bewegung.

externer Inhalt (www.youtube.com)

Die «Art du Déplacement» legte den Fokus auf die Zugänglichkeit.

externer Inhalt (www.youtube.com)

Freerunning entstand während einer Dokumentation mit Sébastian Foucan für das englische Fernsehen (Jump London, Channel Four). Da «Parkour» für das englischsprechende Publikum als schwer aussprechbar galt, wurde es mit «Freerunning» übersetzt. Der Fokus lag dabei mehr auf der Kreativität und dem Folgen des eigenen Wegs. 2005 erschien der nächste Film von Mike Christie mit "Jump Britain".

Jump Britain (2005)

Trotz aller Unterschiede geht es in allen drei Zweigen um mehr als das körperliche Überwinden von Hindernissen. Das Ausloten der eigenen Grenzen und das viele Wiederholen können helfen, Probleme zu lösen, im Training wie im Leben.

Prinzipien

Die Möglichkeiten von Parkour sind unbegrenzt. Wir möchten dir hier einige Tipps auf den Weg geben, die dir helfen, Parkour noch besser zu verstehen, und dir aufzeigen, was du und die Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe aus Parkour mitnehmen können, sowohl für den Sport als für das Leben.

Die Fragen am Ende jeden Abschnitts kannst du mit deiner Gruppe besprechen. Überleg dir vorher, was sie für dich als Leiterin oder Leiter bedeuten.

Stärke

Im Parkour wirken zum Teil grosse Kräfte auf deinen Körper. Darauf musst du ihn vorbereiten und ihn langsam an die Belastungen gewöhnen. Dabei wirst du physisch stärker und kannst immer mehr Hindernisse immer einfacher überwinden.

Auch mentale Stärke ist ein wichtiger Bestandteil von Parkour. Immer wieder kommst du an den Punkt, an dem der Kopf nein sagt zu einem Sprung. Je mehr Sprünge du schaffst, desto mehr Strategien wirst du finden, wie du damit umgehen kannst, und desto besser kannst du einschätzen, was möglich ist.

  • Wie baust du spezifische Muskeln für Drops auf?

  • Ist es dir wichtiger, physisch oder mental stark zu sein?

  • Wie kannst du deine mentale Stärke im Leben anwenden?

Nützlichkeit

Stark sein um nützlich zu sein ist ein wichtiger Wert im Parkour. Du hast als Parkouristin oder Parkourist Fähigkeiten, von denen andere Menschen nur träumen können, und damit Möglichkeiten, die anderen nicht offenstehen. Biete deine Hilfe an, wenn du helfen kannst, und nimm die Hilfe anderer mit Dankbarkeit an, wenn du sie brauchst. Gemeinsam können wir Hindernisse überwinden, die für uns allein zu gross sind.

  • Wie kannst du andere dabei unterstützen, eine hohe Mauer zu überwinden?

  • Wo hast du das letzte Mal deine Unterstützung angeboten?

  • Wie hilft dir Parkour in deinem Leben?

Überleg dir Möglichkeiten, wie du als Leiterin oder Leiter von Parkour die Nützlichkeit und Hilfsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe fördern kannst. Nutze und teil deine eigenen Erfahrungen.

Entdecken

Zu Parkour gehört das Entdecken. Seien es Orte, Bewegungen oder Freunde. Die Welt ist ein Spielplatz. Denk daran, dass du diesen Spielplatz mit allen anderen Menschen und Lebewesen teilst, und geh verantwortlich mit deiner Umgebung und deinen Mitmenschen um. Mit Parkour entdeckst du Möglichkeiten, wo andere nur Mauern oder Stangen sehen. Dies ist ein Schatz, der am meisten Freude macht, wenn du ihn teilst. Du entdeckst ausserdem immer neue Möglichkeiten, wie sich dein Körper bewegen kann.

  • Wie erkundest du einen Spot, den du entdeckt hast?

  • Wie lernst du neue Bewegungen?

  • Spürst du die Neugierde auf Neues auch neben dem Parkour?

Lass die Kinder und Jugendlichen in deinem Training die Freude am Entdecken spüren. Entfach ein Feuer der Neugierde und finde Wege, Neues zugänglich zu machen.

Nachhaltigkeit

Bewegung ist fundamental für die Gesundheit. Es ist wichtig, dass wir uns auch im späteren Alter noch bewegen können. Regelmässige Bewegung ist Medizin für den Körper. Für Parkour brauchst du nichts ausser dich selbst und deine Umgebung. Achte auf deinen Körper und was er dir sagt, damit du Parkour, auch wenn du älter bist, noch geniessen kannst.

  • Was tust du für deine Gesundheit?

  • Ist es dir wichtig, bis ins hohe Alter fit zu bleiben?

  • Wie achtest du auf deinen Körper?

Gerade bei Kindern und Jugendlichen musst du das Verständnis für gesundes Training aufbauen. Konfrontier sie mit entsprechenden Fragen und führ ihnen die Wichtigkeit für Gesundheit im Parkourtraining vor Augen. Überleg dir, wie du sicherstellst, dass in deinen Lektionen nachhaltig trainiert wird.

Individualität

Im Parkour entscheidest du, was für dich wichtig ist, welche Bewegungen du wie einsetzt und welchen Weg du gehst. Du bist wie du bist und das ist gut. Und wenn du etwas ändern möchtest, kannst du dank Parkour an dir arbeiten und dich verändern.

  • Was sind deine Stärken?

  • Was sind deine Schwächen?

  • Worauf bist du bei dir selbst besonders stolz?

Welche Methoden nutzt du als Leiterin oder Leiter von Parkour, um die Individualität der Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe zu fördern?

Gemeinschaft

Die Gemeinschaft ist etwas vom Wichtigsten für uns Menschen. Durch sie helfen und unterstützen wir uns gegenseitig bei Hindernissen, bei denen wir allein nicht weiterkommen. Im Parkour ist Offenheit gegenüber anderen ein wichtiger Bestandteil. Sei offen dafür, neue Leute kennenzulernen, mit ihnen zu trainieren und von ihnen zu lernen.

  • Zu welchen Gemeinschaften gehörst du?

  • Wieviel Energie steckst du in diese Gemeinschaften?

  • Wieviel Energie geben sie dir?

Deine Parkourgruppe ist eine Gemeinschaft und für viele Gruppenmitglieder der einzige Ort, an dem sie trainieren. Als Leiterin oder Leiter bist du für das Trainingsklima verantwortlich. Überleg dir, wie du deine Trainingsgruppe noch stärker zusammenschweissen kannst.

Zugänglichkeit

Parkour steht allen offen. Jede und jeder sucht sich seinen Weg und findet seine eigenen Möglichkeiten, um Hindernisse zu überwinden. Nicht die grossen Sprünge stehen im Zentrum, sondern die persönliche Entwicklung und der eigene Weg.

  • Wie hast du zum Parkour gefunden?

  • Wie offen bist du gegenüber neuen Gruppenmitgliedern?

  • Kennst du die Namen aller anderen Gruppenmitglieder?

Reflexion

Überleg dir, wie die Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe von deinem neuen Wissen profitieren können und was du ihnen mitgeben möchtest. Was ist dir als J+S-Leiterin oder -Leiter wichtig für deine Gruppenmitglieder? Welche konkreten Punkte nimmst du aus diesem Lernbaustein mit auf deinen Weg als Parkourleiterin oder -leiter? Notier dir Stichwörter und bau sie gleich in deine nächste Parkourlektion ein.

Good Practice

Du als J+S-Leiterin oder -Leiter bist das Vorbild für die nächste Generation an Parkouristen und Parkouristinnen. Sie schauen zu dir auf und kopieren dich. Die beste Art, die Philosophie zu vermitteln, ist, sie vorzuleben. Lies die Werte noch einmal durch. Wir stellen dir hier einige Übungen vor als Beispiele, wie du diese Werte im Training thematisieren kannst. ((Video))

Quiz

Los geht's! Quiz starten und Wissen checken.

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Transfer

  1. Was ist Parkour für dich und deine Gruppenmitglieder?
  2. Überleg dir, welchen Einfluss die Geschichte von Parkour auf dich gehabt hat.
  3. Besprich mit einem Parkouristen oder einer Parkouristin, warum gemeinsame Werte wichtig sind und welches eure wichtigsten Werte sind.
  4. Überleg dir konkret, wie du einen der Werte in eine deiner Übungen einbauen kannst.

Quiz

Löse die Quizaufgaben und überprüfe am Schluss deine Ergebnisse.