Respekt ist die wertvollste Währung

Intro

Du hast den perfekten Spot gefunden und freust dich auf das Training. Kaum hast du mit dem Aufwärmen begonnen, kommt der Stimmungskiller: die Aufforderung, den Ort sofort zu verlassen. Was nun? Indem du einen Plan B zur Hand hast oder bereits im Voraus Abklärungen triffst, kannst du solche Situationen vermeiden und mit mehr Sicherheit in dein Training starten.

Basics

Der öffentliche Raum gehört allen. 

Fahr mit der Maus über die Begriffe in der Grafik, um mehr zu den Themen zu erfahren.

Grundsätzlich gilt im Parkourtraining: Die Grenzen anderer bestimmen deine Grenzen. Verdränge niemanden, spring anderen Benutzern des Raums nicht provokativ vor der Nase herum und lass ihnen den Vortritt.

Die Nutzung des öffentlichen Raums unterliegt den Grundrechten der Versammlungsfreiheit (Art. 22BV) und der persönlichen Freiheit (Art. 10 Abs. 2 BV, zweiter Satz). Sie soll gemeinverträglich sein und den sinngemässen Gebrauch nicht einschränken. Berücksichtige, wofür das Areal bestimmt ist und ob es ethisch vertretbar ist, dort zu trainieren. Turne nicht auf Kunstwerken herum und rutsch nicht unter Kirchenbänken hindurch. Friedhöfe und Denkmäler sind tabu.

In J+S-Aktivitäten ist das Betreten von privatem Gelände verboten, was auch für Dächer gilt. Zusätzlich müssen die Sicherheitsbestimmungen von J+S und BFU jederzeit eingehalten werden, in denen unter anderem die Absprunghöhen für Outdoor- und Indoor-Trainings definiert sind.

Lass den Trainingsort so zurück, wie du ihn angetroffen hast. Nimm deinen Abfall mit und trag Sorge zum Trainingsort. Damit respektierst du die Umwelt und die Parkour-Community. Liegt schon Abfall am Trainingsort, geh mit gutem Beispiel voran und entsorg ihn, denn im Parkour steht durch die starken Wertehaltungen auch der Lifestyle im Zentrum.

Die Gefahr von Sachbeschädigung ist wesentlich kleiner als bei anderen Outdoor-Sportarten, da ohne Geräte trainiert wird. Falls trotzdem z.B. Wände schmutzig werden, stoppst du das Training und säuberst sie gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen. Sachbeschädigungen meldest du der entsprechenden Stelle. Öffentliches Gelände wird von den Gemeinden unterhalten. Wende dich bei Fragen und Abklärungen zu deinem Training im öffentlichen Gelände oder bei Schäden an die Gemeinde oder die Gemeindepolizei.

Das folgende Video gibt dir einen Einblick, was passieren kann, wenn die Regeln nicht eingehalten werden und Parkour sogar von einer Gemeinde verboten werden kann:

Merkblatt Unfallprävention Parkour

Why this Town made Parkour ILLEGAL - Jimmy the Giant

Prinzipien

Respekt ist und bleibt die wertvollste Währung

Respektvolles Verhalten gegenüber der Umwelt: Damit du einen Trainingsort nachhaltig nutzen kannst, musst du dich mit der Umwelt auseinandersetzen. Um unangenehme Situationen zu vermeiden, sollst du das Training im Voraus planen und dich auch auf allfällige Anpassungen vorbereiten. Such am besten mehrere Trainingsorte, die nahe aneinander liegen, und inspiziere sie vorher. Überprüf, ob die Hindernisse stabil genug sind und keinen Schaden nehmen (z.B. alte Holzbänke). Das dient auch der Sicherheit.

Halte Ausschau nach Hinweisschildern wie z.B. Hausordnungsschildern. Haltet euch an die Lärmvorschriften. Musik ist okay, solange sie niemanden stört. Beachte gesetzliche Nutzungseinschränkungen und offene Baustellen. Meide Privatgrundstücke oder frag Eigentümer um Erlaubnis. Wenn du z.B. ein Training auf dem Universitätsgelände planst, frag bei der Universität vorher nach. Achtet die Natur. Pflanzen sind keine Störfaktoren, sondern Hindernisse und damit Herausforderungen.

Respektvolles Verhalten gegenüber Passanten: Trainierst du mit deiner J+S-Gruppe an einem öffentlichen Ort wie z.B. auf einem Brunnen vor einem Einkaufszentrum, mögen sich viele Leute an den akrobatischen Sprüngen und eleganten Vaults erfreuen. Andere monieren vielleicht «Spielen könnt ihr anderswo» oder «Ich ruf schon mal die Ambulanz.» Such den Dialog und begegne deinem Gegenüber mit Respekt und Offenheit. Versuch, eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Müsst ihr den Trainingsort doch verlassen, respektier dies und informier die Gruppe über das weitere Vorgehen. Achte darauf, dass auch die Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe freundlich und respektvoll bleiben.

Respektvolles Verhalten gegenüber Eltern: Als J+S-Leiterin oder -Leiter ist es wichtig, dich mit relevanten Personen in deinem Umfeld auszutauschen . Dazu gehören insbesondere bei Kindern und jüngeren Jugendlichen die Eltern. Viele haben Bedenken, dass Parkour gefährlich sei und ihren Kindern etwas passieren könnte. Nimm ihre Bedenken ernst, sprich offen darüber und erklär ihnen, worum es im Parkour geht (siehe Lernbaustein «Philosophie»).

Respektvolles Verhalten in der Trainingsgruppe: Als J+S-Leiterin oder -Leiter bist du dafür verantwortlich, dass deine Gruppenmitglieder weder physisch noch psychisch zu Schaden kommen. Gegenseitiges Unterstützen ist Teil des Trainings. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich gegenseitig auch pushen, aber nur so weit, dass sie ihre Grenzen nicht überschreiten. Greif ein, wenn ein Gruppenmitglied unter Druck gesetzt oder respektlos behandelt wird.

Am besten hältst du die Regeln und gemeinsamen Werte vor dem ersten Training gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern fest (siehe Manual Parkour «Fördern, Beziehungen gestalten, Team stärken, Handlungsempfehlung Respektvollen und fairen Umgang fördern ((LINK Kartenset Gute J+S-Aktivitäten - Fördern, Karte 9)). Stell hin und wieder eine Gruppenaufgabe, welche die Gruppe nur gemeinsam lösen kann. Das stärkt den Zusammenhalt.

Respektvoller Umgang mit sich selbst: Als J+S-Leiterin oder -Leiter unterstützt du die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe. Du förderst sie darin, selbstbestimmt zu handeln und Entscheidungen eigenständig zu treffen, ermutigst sie, Verantwortung für ihr eigenes Tun zu übernehmen und ihren eigenen Weg zu gehen. (vgl. HB Fördern, HF Persönliche Entwicklung unterstützen, ((LINK Kartenset Gute J+S-Aktivitäten - Fördern, Handlungsfeld Persönliche Entwicklung unterstützen)). Ein aufgabenorientiertes Setting unterstützt dich hierbei. Um dies zu erreichen, kannst du dir die Abkürzung «TARGET» (=Ziel) merken.







Ermögliche positive Emotionen und Motivation, indem du Erfolge hervorhebst. Fördere werteorientiert und präg die Kinder positiv, indem du offen bist gegenüber Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Herkunft, Sprache, Religion und Menschen mit Beeinträchtigungen. Vermittle Werte wie Respekt, Dankbarkeit und Bescheidenheit und leb sie vor. Durch ein angenehmes, wertschätzendes und angstfreies Gruppenklima fühlen sich die Kinder und Jugendlichen wohler und können leichter und besser lernen. Begegne den Mitgliedern deiner Gruppe auf Augenhöhe. Hör ihnen aktiv zu, geh auf sie ein und zeig ihnen echtes Interesse, Herzlichkeit und Respekt. Pfleg eine fehlertolerante Unterrichtskultur und zeig auf, wie ihr aus Fehlern lernen könnt.

Reflexion

Hast du das Gelesene verstanden und fühlst dich in der Lage, dich korrekt und respektvoll zu verhalten und diese Werte an deine Gruppe weiterzugeben? Schau dir nochmals das Intro-Video an und überleg dir, was alles schief gelaufen ist und wie du dich in dieser Situation hättest verhalten sollen. Denk dabei an die drei Prinzipien.

Good Practice

Hier findest du ein paar praktische Beispiele, wie du das Thema «Umgang mit der Umwelt, deinen Mitmenschen und dir selbst» im Training spielerisch aufgreifen kannst.

→ Siehe Erscheinungsform «Respektvolles Verhalten gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt».

  • Respektvoller Umgang mit dir selbst: Spiel «Be a Ninja». Die Gruppe bildet einen Kreis. Ein Spieler steht mit verbundenen Augen in der Mitte. Auf Kommando springen alle anderen hoch und landen so leise wie möglich. Der Spieler in der Mitte zeigt in die Richtung, aus der die lauteste Landung kam. Dieser Spieler löst denjenigen in der Mitte ab. Spiel «Sir Dropalot». Drops aus verschiedenen Höhen üben und so die eigenen physischen Grenzen kennenlernen.

  • Respektvolles Verhalten in der Trainingsgruppe: Spiel «Evakuation». Die Spielerinnen versuchen in kleinen Gruppen (zwei bis vier Spielerinnen) von A nach B zu kommen. Sie legen das Ziel wird fest und definieren eine Route. Verlässt eine Spielerin die Gruppe oder berührt den Boden, startet die ganze Gruppe neu. Die Kommunikation der Gruppe wird durch die Teamaufgabe gestärkt. Spiel «Wände hochkommen mit Unterstützung». Die Gruppenmitglieder versuchen, zu zweit oder zu dritt herauszufinden, wie sie gemeinsam Hindernisse überwinden können, die höher sind als sie selbst.

  • Respektvoller Umgang mit Passanten: Spiel «Zu Gast sein». Auf einem belebten Platz denken sich die Gruppenmitglieder einen individuellen Run über möglichst viele Hindernisse aus. Dann starten alle gleichzeitig, müssen aber ihren Weg spontan anpassen, um Passanten und anderen Gruppenmitgliedern auszuweichen.

  • Respektvolles Verhalten gegenüber der Umwelt: Spiel «Im Dschungel anschleichen». Die Kinder und Jugendlichen balancieren auf einem mit Pflanzen überwucherten Bordstein, wobei sie die Pflanzen nicht berühren dürfen. Spiel «Leave no Trace»: Die Gruppe spielt ein Add-on Abfallstück zu Abfallstück. Ein Spieler sucht sich ein erstes Abfallstück und gestaltet den Weg dorthin. Die Gruppe folgt diesem Weg. Der zweite Spieler führt nun den Weg weiter zu einem nächsten Abfallstück, und die Gruppe absolviert den gesamten Weg (Startpunkt - Abfallstück 1 - Abfallstück 2). Die Hindernisse zwischen den Abfallstücken werden möglichst effizient oder kreativ verbunden. Zum Schluss werden alle Abfallstücke eingesammelt und entsorgt.

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Transfer

  1. Du gehst mit deiner Parkourgruppe von Einsteigerinnen und Einsteigern an einen Spot, an dem du zwar schon trainiert hast, aber noch nie mit einer J+S-Gruppe. Überleg dir, wie du dich auf unangenehme Situationen vorbereiten kannst und wie du vorausschauend planen kannst, um solchen zu entgehen.
  2. Überleg dir, wie du am besten mit einer Person sprichst, die sich über deine Gruppe aufregt und droht, die Polizei zu rufen.

Quiz

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