Aufsicht am, im und auf dem Wasser
Wasser fasziniert, zieht an, ermöglicht verschiedenste Sportarten und Aktivitäten. Um diese sicher durchzuführen, braucht es kompetente Aufsichtspersonen. Das oberste Ziel bei Aktivitäten am, im und auf dem Wasser ist es, grösstmögliche Sicherheit zu gewährleisten und Ertrinkungsunfälle zu verhindern. Denn das Wasser birgt auch eine Kehrseite: im Wasser lauern verschiedene Gefahren. Ganz ausschliessen kannst du das Unfallrisiko nicht, doch mit Umsicht, sorgfältiger Planung und einer Ausbildung, die der Aktivität entspricht, kannst du es minimieren.
«Das Gefährliche am Risiko ist nicht das Risiko selbst, sondern wie man damit umgeht». – Felix Gerg
In diesem Lernbaustein lernst du die Grundlagen zu den Themen Ertrinkungsprävention und Wasserrettung.
Bei Aktivitäten am, im und auf dem Wasser soll es in keinem Fall zu einem Ertrinkungsunfall kommen. Das Handlungsmodell der SLRG zeigt auf, dass Ertrinken kein Zustand ist, sondern ein Prozess, den es so früh wie möglich zu unterbrechen gilt.
Überleg dir, in welcher Reihenfolge sich die fünf Kreise zum Modell ordnen. Drehe anschliessend die Karten um auf der Rückseite mehr zum jeweiligen Kreis zu erfahren. Mit der letzten Karte kannst du die Reihenfolge überprüfen.
Handlungsmodell SLRG
Als J+S-Leiterin oder -Leiter und Aufsichtsperson hast du im grünen Kreis «Ertrinken vorbeugen» den grössten Einfluss, um Ertrinken zu verhindern: Je früher die Intervention, desto besser die Erfolgsaussichten und desto grösser die Einflussmöglichkeiten. Und: desto kleiner dein Eigenrisiko als Retterin oder Retter.
Dieser Bereich ist enorm wichtig. Je mehr Gedanken du dir bereits vor der Aktivität am Wasser machst, umso sicherer kannst du vor Ort deine Gruppe führen und bei Unvorhergesehenem flexibler reagieren. Halt deine Überlegungen und deine Planung schriftlich fest. Sollte etwas passieren, kannst du darauf zurückgreifen.
Wenn du mit deiner Gruppe eine Aktivität am, im oder auf dem Wasser planst, stell dir diese drei Fragen:
Natürlich planst du die Aktivität genau durch und weisst, welche Spiel- und Übungsformen du wählst, welches Material du brauchst und mit welchen Organisationsformen du arbeitest. Wenn du weitere Aufsichtspersonen hast, weisst du auch, wo du diese für den besten Gesamtüberblick platzierst. Beachte bei Aktivitäten rund ums Wasser insbesondere auch, dass Umgebungs- und Wasserrauschen teilweise sehr laut sind und verhindern, dass dich immer alle gut hören. Vereinbart vorgängig Zeichen und Signale. Ein klares Signal, wann alle aus dem Wasser kommen müssen, ist sehr wichtig.
Überleg dir auch, was du an Schutzausrüstung brauchst: Stehen dir Rettungswesten und Schwimmhilfen (z. B. Westen ohne Kragen) für Aktivitäten mit Booten und Flossen zur Verfügung? Sind Schuhe im Wasser nötig, weil es Scherben, Muscheln oder spitzige Steine auf dem Boden hat? Braucht es Neoprenanzüge, um sich vor kühlen Wassertemperaturen zu schützen, oder Badekappen, damit du die Gruppenmitglieder besser sehen und zählen kannst?
Nicht zuletzt ist es wichtig, dass du sowohl deine eigenen Schwimm- und Wasserkompetenzen kennst, aber auch jene deiner Gruppenmitglieder. Mehr dazu unter «Good Practice».
Wo erkennst du nun mögliche Gefahren, die in eine Notlage resultieren, wenn du nicht präventiv handelst? Berühre die Stellen auf dem Bild, um zu sehen ob du richtig liegst.
Kommt es trotz bester Planung und Prävention zu einer Notlage, gilt es, diese raschmöglichst zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
In der Realität ist es sehr herausfordernd, eine Notlage zu erkennen. Oft ist es laut, andere Badegäste und/oder Trainingsgruppen nutzen das Wasser und es spritzt.
Des Weiteren rufen Personen, die Hilfe brauchen, äusserst selten laut oder winken auffällig. Folgende Verhaltensmuster können auf eine ertrinkende Person hinweisen:
Hast du die Notlage erkannt, musst du so rasch wie möglich alarmieren oder jemanden damit beauftragen. In den meisten Hallen- und Freibädern und an beaufsichtigten Badeseen gibt es einen Alarmknopf.
Um das Untergehen der Person in Not zu verhindern, braucht sie Auftriebshilfe. Insbesondere dann, wenn sie noch bei Bewusstsein ist. Je nach Ort stehen verschiedene Rettungsmittel und Auftriebshilfen zur Verfügung.
Es ist wichtig, eine Person in Not schnell aus dem Wasser zu bringen. Achte darauf, dass du dich als Retter oder Retterin nicht selbst in Gefahr bringst. Wähl eine Massnahme mit geringem Risiko.
Die untenstehenden Bilder zeigen dir unterschiedliche Rettungsmöglichkeiten, beginnend mit dem kleinsten Risiko.
Ist die verunfallte Person aus dem Wasser, steht im Idealfall bereits eine Bademeisterin oder ein Bademeister oder gar eine Ärztin oder ein Arzt bereit und übernimmt die weitere Versorgung. In jedem Fall empfiehlt J+S Leiterinnen und Leitern, die Aktivitäten am, im und auf dem Wasser durchführen, über BLS-AED-Kenntnisse (Massnahmen der Wiederbelebung) zu verfügen. Informier dich in deiner J+S-Sportart, was genau gefordert ist. Schau zudem, dass dein Wissen und Können in diesem Bereich stets auf aktuellem Stand sind.
Merk dir, dass du durch ein bewusstes und systematisches Risikomanagement verhindern kannst, in eine Situation der Notlage und des weiteren Ertrinkungsprozesses zu geraten. Im grünen Kreis «Ertrinken vorbeugen» kannst du präventiv so viel unternehmen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall – insbesondere einen tragischen – sehr gering ist. Neben Planung und Prävention ist es wesentlich, die Wasserkompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern.
Als J+S-Leiterin oder J+S-Leiter im Wassersport oder als «Aufsichtsperson Wasser» hilfst du mit, die Wasserkompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern, von denen sie auch ausserhalb der Sportaktivitäten profitieren können.
Der Begriff Wasserkompetenz beinhaltet weitaus mehr, als «gut» schwimmen zu können:
- Sich orientieren im Wasser
- Ein sicheres Ein- und Aussteigen
- Kompetenzen im offenen Gewässer (See und Fluss). Dazu gehört beim Schwimmen das Mitführen einer geeigneten Auftriebshilfe
- Wissen über die lokalen Gefahren am, im und auf dem Wasser
- Einschätzen und Beurteilen von Risiken
- Rettungskompetenz (erkennen, wenn eine Person in einer Notlage ist und entsprechend Eingreifen)
- Selbsteinschätzung und Selbsterfahrung
Einige Punkte dieser Wasserkompetenzen umfasst der Wasser-Sicherheits-Check (WSC). Elemente daraus kannst du jederzeit in dein Training oder deine Aktivität einbauen. Es spielt dabei keine Rolle, ob du am See oder im Pool unterrichtest.
Trainingsformen um Wasserkompetenzen mit Kindern und Jugendlichen zu fördern:
- Überleg dir ein konkretes positives Erlebnis, das du mit deiner Gruppe am, im oder auf dem Wasser erlebt hast.
- Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass es so positiv verlief? Welche Gefahren gab es, die du minimeren konntest?
- Welche Wasserkompetenzen hat deine Gruppe, welche hast du? Inwiefern hat das im Moment des Erlebnisses eine Rolle gespielt?
- Definier für dich Situationen und wichtige Zeitpunkte, bei denen du den Risikomanagement-Prozess durchspielst: «Was kann passieren? Warum? Was kannst du dagegen tun?» Beispiele sind: bei der Planung der Aktivität, ein Tag vor der Aktivität, kurz vor Start der Aktivität, vor einer Schlüsselstelle usw.
- Entwickle Übungsformen, bei denen du in deinen Aktivitäten die Kinder und Jugendlichen die Elemente des WSC sportartspezifisch üben und anwenden lässt (ins Wasser purzeln – an der Wasseroberfläche schweben – an Land schwimmen). Eine Übungsform kann jeweils ein oder mehrere Elemente beinhalten.
- Such dir eine der verlinkten Trainingsformen im Teil «Good Practice» aus und lies sie durch. Überleg dir, inwiefern du die Trainingsform in dein nächstes Training einbauen kannst.
Die Inhalte dieses Lernbausteins beruhen auf dem Water-Safety Kartenset, das in den Kursen und Modulen genutzt wird, um J+S-Leiterinnen und -Leiter als Aufsichtspersonen am, im und auf dem Wasser auszubilden.