Sport mit geistiger Behinderung
Menschen mit geistiger Behinderung sind eine vielfältige Gruppe. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse für Sport und Bewegung. Beim Verstehen von komplexen Spielregeln können sie aber auch mal an ihre Grenzen stossen.
Doch das hindert sie nicht daran, Spass an der Bewegung zu haben, wie das Beispiel dieser Fussballer zeigt:
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Bei Menschen mit geistiger Behinderung verläuft die Entwicklung langsamer als bei anderen Menschen. Meist erscheint uns das Verhalten von Menschen mit geistiger Behinderung nicht altersgemäss oder «kindlich». Die Persönlichkeit eines Menschen mit geistiger Behinderung, seine emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten, Bedürfnisse und Wünsche entsprechen aber meist dem wirklichen Lebensalter.
Menschen mit geistiger Behinderung haben eine eingeschränkte Lernfähigkeit, welche sich auch bei Bewegung und Sport zeigt. Sie stossen beim Lernen neuer Bewegungen schneller an ihre Grenzen und brauchen oft etwas länger beim Aufnehmen und Verarbeiten neuer Inhalte.
Beachte!
Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderungen sind keine Formen der geistigen Behinderung.
Ein Beispiel für eine geistige Behinderung ist Trisomie 21. Dabei handelt es sich um eine genetische Veränderung, bei der das Chromosom 21 dreimal statt nur zweimal vorliegt. Das heisst, die Zellen von Menschen mit Trisomie 21 besitzen 47 anstatt der üblichen 46 Chromosomen.
Lies die wichtigsten Merkmale, die auch für Bewegung und Sport von Bedeutung sind, durch:
grosse Zunge
Bei 40% der Betroffenen angeborene Herz- und Gefässfehlbildung
Verminderte Intelligenz
Bindegewebeschwäche und verminderte Muskelspannung
Mögliche Bänderschwäche im Bereich der Halswirbelsäule
Kinder mit geistiger Behinderung haben oft mehr Mühe beim Entwickeln der Bewegungsgrundlagen als Kinder ohne geistige Behinderung. Deshalb ist es umso wichtiger, Kinder mit geistiger Behinderung bei Bewegung und Sport zu fördern.
Eine regelmässige Teilnahme an Sport- und Bewegungsprogrammen unterstützt Personen mit geistiger Behinderung...
- ... beim Erlernen von lebenspraktischen Handlungen,
- ... bei der Entwicklung und Förderung eines breiten Bewegungsrepertoires und
- ... beim Entwickeln ihrer koordinativen Fähigkeiten.
Dein Bewegungsangebot solltest du so gestalten, dass es ohne äusseren Ansporn zum Bewegen anregt. Zum Beispiel indem du einen Bewegungsparcours mit verschiedenen Geräten und Aufgaben gestaltest, welche das Üben der Bewegungsgrundlagen ermöglicht. Häufiges Wiederholen in vielen Variationen festigt die Bewegungshandlungen und Sportfertigkeiten. Beispiel: Du baust in jede Sportstunde das Balancieren ein (Wiederholen), einmal über ein Seil auf dem Boden im Bewegungsparcours, einmal rückwärts über eine Langbank, einmal vorwärts über eine Slackline, etc. (Variationen).
Text Leistungsmodell bei geistiger Behinderung
Eine neue Bewegung zu lernen und zu verstehen kann für Menschen mit geistiger Behinderung eine Herausforderung sein. Dabei spielst du als Leiterin oder Leiter eine besonders wichtige Rolle. Durch eine verständliche und einfache Sprache, sowie bildhafte Erklärung und Vorzeigen von Bewegungen, kannst du eine grosse Hilfe sein. Wichtig ist, dass du die Sportler:in mit geistiger Behinderung während dem Lernprozess anleitest und begleitest. Wiederhole bekannte Formen und knüpfe an bekannte Bewegungsmuster an, wenn du eine neue Bewegung einführst.
Behalte die folgenden Punkte im Hinterkopf, wenn du mit Personen mit geistiger Behinderung Sport treibst:
Struktur geben
Wiederholen in vielen Variationen
Verständliche Sprache
Mit Bildern arbeiten
Wie könntest du als Trainerin oder Trainer unterstützen, wenn eine Sportler:in mit geistiger Behinderung mit der Bewegungsaufgabe überfordert ist?
Versuche die komplexe Bewegungsaufgabe auf einfache Teilbewegungen aufzuteilen. Trainiere diese dann einzeln und lasse viel Zeit zum Üben. Mit der Zeit kannst du versuchen, mehrere Teilbewegungen zusammenzusetzen.
Was könnten beim Karatetraining im Video die Herausforderungen sein?
Menschen mit geistiger Behinderung stossen schnell an ihre Grenzen, wenn es darum geht mehrere Informationen zu verknüpfen oder eine komplexe Information zu verstehen.
Wenn du also eine Bewegungsabfolge einführen möchtest, baue diese langsam und über mehrere Lektionen auf. Gib neue Bewegungen nach und nach ein und lasse viel Zeit zum Umsetzen.
Text zum Video
Entscheide dich für eine Spielform, die dir bekannt ist und notiere deine Überlegungen:
- Wie wirkt sich eine geistige Behinderung auf das Bewegungslernen aus?
- Was würdest du anders gestalten oder anleiten, wenn du eine Gruppe mit Personen mit geistiger Behinderung leitest im Vergleich zu einer Gruppe ohne Einschränkungen?