Musik analysieren

Intro

Unabhängig davon, ob du Rock’n’Roll oder Boogie-Woogie unterrichtest: Meistens läuft in Tanzsälen oder Turnhallen Musik. Als J+S-Leiterin oder Leiter bearbeitest du folgende Aspekte fokussiert: musikalische Parameter, musikalische Kernelemente, musikalische Phrasen und den Aufbau von Musik. Für die Choreografie eines Tanzes braucht es Kenntnisse über die Musikstruktur. Das nehmen wir im folgenden Lernbaustein genauer unter die Lupe, denn es wird deinen Trainingsalltag erleichtern.

Basics

Im Umgang mit Musik begegnest du vielen unterschiedlichen Fachbegriffen. Das sind die wichtigsten Bezeichnungen musikalischer Parameter.

Musikalische Parameter

Metrum

Takt

Beat

Du wirst in deiner Tätigkeit als J+S-Leiterin oder -Leiter unterschiedlichen Angaben von Musiktempi begegnen. Im Rock’n’Roll und Boogie-Woogie bezeichnet man das Musiktempo in «bars per minute», also in der Anzahl Takte pro Minute. Für deine Lektion mit Rock’n’Roll-Anfängerinnen und -Anfängern ist eine Musik mit 45 bis 48 Takten pro Minute geeignet. Für einen langsamen Boogie-Woogie-Tanz eignet sich eine Musik mit 27 bis 30 Takten pro Minute.

Musikalische Kernelemente

Rhythmus

Melodie

Harmonie

Aus Rhythmus, Melodie und Harmonie entsteht Musik. Diese drei Elemente sind auch für die das Ausführen der Bewegungen wegweisend.

Die musikalischen Parameter und Kernelemente (siehe auch Broschüre «Musik und Bewegung») nutzen Musikerinnen und Musiker zum Komponieren von Musik. Daraus entstehen z. B. Strophen, Refrains, Bridges und schliesslich ein Musikstück.

Prinzipien

Strophe, Refrain, Bridge – die Bezeichnung verschiedener Teile eines Musikstücks ist ganz unterschiedlich. Unabhängig davon, wie du diese Teile bezeichnest: Sie bestehen immer aus einer oder mehreren sogenannten musikalischen Phrasen. In Musikstücken, die sich zum Rock’n’Roll- oder Boogie-Woogie-Tanzen eignen, bestehen solche musikalische Phrasen meistens aus mehreren Bündeln von acht Schlägen. Die Einteilung der musikalischen Phrasen ergibt zusammen den Aufbau der Musik, auch Musikstruktur genannt.

Louise Dafflon, Verantwortliche J+S-Kurse Bereich Boogie-Woogie
Nicolas Kuran, J+S-Experte Rock’n’Roll

Natürlich ist nicht jedes Musikstück gleich strukturiert. Mal dauert ein Refrain länger, mal folgen zwei Strophen direkt aufeinander. Genauso verhält es sich mit den musikalischen Phrasen, wobei diese im selben Musikstück fast immer gleich sind.

Im Rock’n’Roll und Boogie-Woogie werden folgende Musiktypen anhand der Musikstruktur unterschieden.

Blues

Eine musikalische Phrase dauert 3 × 8 Schläge (für Boogie-Woogie 6 × 8 Schläge). Das ist ideal für die Arbeit mit Anfängerinnen und Anfängern, weil immer nach vier oder acht Grundschritten die neue Phrase beginnt.

Swing

Eine musikalische Phrase dauert 2 × 8 Schläge (für Boogie-Woogie 4 × 8 Schläge). Dies eignet sich für die Arbeit mit Tanzpaaren und Formationen, die bereits einfache Tanzfiguren beherrschen.

Rock

Die Länge der musikalischen Phrase ist immer unterschiedlich. Die Arbeit mit diesem Musiktyp erfordert von Tänzerinnen und Tänzern viel Übung.

Die musikalischen Phrasen der modernen Rockmusik, die in Trainings, an Vereinsanlässen und Rock’n’Roll-Turnieren vorwiegend zum Einsatz kommt, zählen in den meisten Fällen 4 × 8 Schläge. Diese verbreitete Musikstruktur ist ideal, um eine erlernte Bewegungsfolge mit kleinen Veränderungen ein zweites und drittes Mal in der gleichen Choreografie zu nutzen. Überprüfe, ob die Dauer der musikalischen Phrasen im Musikstück immer gleich ist.

Good Practice

Um die Musikstruktur zu erkennen, gibt es unzählige Möglichkeiten. Wähle die Methode aus, die dir am besten zusagt. Die gängigste Variante ist das Auszählen der Musik von Anfang bis Ende. Für Rock’n’Roll-Choreografien markierst du meistens nur jeden zweiten Schlag (den Beat auf 1 und 3, also jeden Kick), im Boogie-Woogie hingegen in der Regel jeden Schlag (also doppelt so viele).

Hast du schon einmal ein Musikstück nach dieser Methode analysiert? Hör dir die folgenden Musikbeispiele an und versuche festzustellen: Ist es Blues, Swing oder Rock? Die ganzen Musikanalysen der drei Musikstücke findest du später in den Downloads.

Reflexion

Du kennst die zentralen Prinzipien der Musikanalyse und kannst sie für deine Trainingsgruppe oder dein Tanzpaar zielführend anwenden. Du weisst, wie du ab dem ersten Training die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden auf die musikalischen Kernelemente und Parameter sowie den Aufbau der Musik lenkst.

Populäre Musik reiht meist mehrere Bündel von acht Schlägen hintereinander. Wie kannst du das für dein Training nutzen? Führe drei Beispiele auf.

– Platziere bei Choreografien Figuren am Ende einer musikalischen Phrase. Starte danach mit dem «1a2» des Grundschritts auf das «1a2» der Musik.

– Lass deine Teilnehmenden Tanzfiguren und Fussspiele gestalten, die zu den Bündeln von acht Schlägen passen.

– Zähle zusammen mit deinen Teilnehmenden die Dauer einer Akrobatikfigur aus und platziere sie in deiner Choreografie so, dass sie mit der musikalischen Phrase endet.

– Zähle auch bei Anfänger/innen immer mit «5, 6, 7, 8» auf das Ende der musikalischen Phrase ein, um gemeinsam auf die 1 der Musik mit dem Tanzen zu beginnen.

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Ob im Autoradio, aus deinen Kopfhörern, beim Kaffeetrinken in der Lounge oder im Fahrstuhl: Musik hat es überall. Nutze diese Gelegenheiten zum Üben und zähle leise für dich mit «5, 6, 7, 8» ein. Dabei ist nicht wichtig, wie schnell und laut die Musik ist und ob du sie überhaupt fürs Rock’n’Roll-Tanzen nutzen kannst. Vielmehr geht es darum, dass du die Musik intuitiv zählen lernst.

Meist wird die Zeit bis zur Aufführung für den letzten Teil der Choreografie knapp. Tipp: Nimm die Bewegungsfolge aus dem ersten Refrain oder einer beliebigen musikalischen Phrase noch einmal auf und verändere sie nur leicht – vielleicht mit passenden Armbewegungen zu bestimmten Akzenten oder einer anderen Formation deiner Trainingsgruppe. So verlängerst du deine Gestaltung und machst sie um ein gutes Stück länger.

Achte auch beim Musikschneiden auf die Musikstruktur und wähle für den «Cut» immer das Ende einer musikalischen Phrase.

Betreust du ein Tanzpaar oder eine Trainingsgruppe mit etwas höheren Ambitionen (FTEM Niveau T1 bis T3)? Du kannst in deiner Musikanalyse zusätzlich alle Akzente, die dir wesentlich erscheinen, markieren und diese beim Gestalten einer Choreographie nutzen. Zeig einem fortgeschrittenen Boogie-Woogie-Tanzpaar, wie solche Akzente eine spontane Interpretation ermöglichen.

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