Boogie-Woogie verstehen
Kleidungsstücke im 1950er-Style, schnelle Beinarbeit sowie die Verschmelzung von Musik und Bewegung zu einem kreativen Ganzen sind typisch für die Sportart Boogie-Woogie. Genauso charakterisieren diesen Tanzstil elementare Bestandteile wie die spontane Interpretation, die Platzierung von Figuren und Highlights passend zur Musikstruktur.
Bezeichnend ist auch der Boogie-Woogie-Grundschritt, der in verschiedenen Variationen immer passend zum Rhythmus der Musik erfolgt. Für dich als J+S-Leiterin oder J+S-Leiter ist es wichtig, das Zusammenspiel zwischen Musikrhythmus und Grundschritt zu verstehen, um das Potenzial möglicher Tanzfiguren auszuschöpfen. Leg deshalb im Unterricht den Fokus auf die Kernpunkte von Grundschritt und Figuren.
Der Grundschritt ist das zentrale Element des Boogie-Woogie-Tanzens. Er besteht aus mehreren Teilschritten, die man mit «1-2, 3a4, 5a6» bezeichnet. Für die Rhythmisierung der einzelnen Teilschritte ist vor allem die in der Musik eingesetzte Perkussion ausschlaggebend, konkret das Schlagzeug.
Die einzelnen Teile des Boogie-Woogie-Grundschrittes lassen sich passend zum Shuffle-Beat bzw. Swing-Rhythmus (vgl. Video) ausführen. Achte im Video darauf, wie die Tänzerinnen und Tänzer den Grundschritt zum Shuffle-Beat tanzen und zählen. Du erkennst: Jeder Grundschritt zählt sich auf 6, die Musik hingegen auf 8. Dadurch ist die 1 des Grundschritts nicht immer deckungsgleich mit der 1 der Musik. Heb diesen Unterschied beim Vermitteln hervor.
Schau dir die Sequenz nochmals an. Erkennst du die acht Teilschritte? Um diese zu akzentuieren, verwenden routinierte J+S-Leiterinnen und -Leiter neben der gängigen Zählweise («1-2, 3a4, 5a6») auch «Step Step, Tri-ple-Step, Tri-ple-Step».
Verstehen die Kursteilnehmenden das Zusammenspiel zwischen dem Boogie-Woogie-Grundschritt und der Musik, besteht eine optimale Grundlage für das Erlernen jeglicher Figuren.
Auf dem Video ist beispielhaft ersichtlich, dass der Leader (in der Regel der Herr) – bis auf wenige Ausnahmen – die Tanzfiguren immer auf «1-2» des Grundschritts einleitet. Hast du die «Gentleman-Regel», wonach der Leader dem Follower bestmöglich ausweicht, erkannt? Überprüfe diese beiden Prinzipien anhand der folgenden Videobeispiele und versuche sie selbst umzusetzen.
Nutze mit klarer Instruktion und zielführenden Feedbacks die Optionen, die sich durch diese grundlegenden Prinzipien bieten. Vielleicht erfinden deine Teilnehmenden eine neue Tanzfigur?
Die Tanzpaare können den Boogie-Woogie-Grundschritt frei interpretieren. Das ist eine kreative Möglichkeit, um Akzente der Musik zu betonen oder eine Tanzfigur passend zur musikalischen Phrase zu platzieren.
Bei schneller Musik oder passend zu Akzenten der Musik lässt sich beim Boogie-Woogie beispielsweise das «1-2» («Step-Step») durch ein «Kick-Ball-Change» ersetzen. Das ist nicht einfach ein cooles Styling-Element. Damit berücksichtigst du einen weiteren Schlag im Shuffle-Beat: Aus «1-2» («Step-Step») wird «1a2» («Kick-Ball-Change»). Auch in dieser Variation des Boogie-Woogie-Grundschritts ist das Zusammenspiel mit dem Rhythmus bedeutend.
Eine weitere klassische Grundschrittvariation kommt bei allen Swing-out-Figuren zum Zug. Die grösseren Laufwege erfordern mehr Schritte, deshalb ist die 8-count-Variante des Boogie-Woogie-Grundschritts entstanden: «1-2, 3a4, 5, 6, 7a8» resp. «Step-Step, Tri-ple-Step, Step-Step, Tri-ple-Step».
Die 8-count-Variante des Boogie-Woogie-Grundschritts ist für jedes Tanzpaar ein wichtiger Meilenstein. Es ermöglicht, die Schläge einer musikalischen Phrase optimal auszunutzen und choreografierte Figuren oder Highlights einwandfrei in den Tanz einzubauen. Schau dir zu diesem Thema den Lernbaustein «Musikanalyse für Rock’n’Roll- und Boogie-Woogie-Training» an.
Erarbeitest du mit deinen Teilnehmenden eine neue Tanzfigur, dann führe sie Schritt für Schritt zur Endform. Dies bedarf einer kurzen und klaren Instruktion. Schaffst du es, einem Tanzpaar, das den Grundschritt bereits beherrscht, den Damenseitenwechsel in vier Sätzen Schritt für Schritt beizubringen?

1. Leader und Follower stehen sich gegenüber, und der Leader führt die führende Hand leicht nach innen.
2. Der Körper (Blick) von Leader und Follower richtet sich nach vorne aus (zu dir / zur Fensterfront).
3. Seitenwechsel, indem der Leader hinter dem Follower durchgeht und seine Hand über den Kopf des Followers führt.
4. Das Tanzpaar führt die neue Tanzfigur mit dem Grundschritt aus, im Wissen, dass es das «1-2» des Grundschritts nutzt, um die Tanzfigur (den Damenseitenwechsel) einzuleiten.
Auf mobilesport.ch «Rock’n’Roll und Boogie-Woogie im Unterricht» findest du viele Tanzfiguren mit kurzer und klarer Instruktion.
Vielleicht betrachtest du mit deinen Kursteilnehmenden am Heimturnier die Boogie-Woogie-Elite. Dann stellt ihr fest, dass in der «Fast»-Runde eine weitere Grundschrittvariante zum Einsatz kommt: der Double-Bounce. Schau dir diesen genau an. Elite-Paare betonen mit dem Grundschritt jeden Schlag des Shuffle-Beats. Du erkennst die zwölf Teilschritte, die für die schnelle Beinarbeit des Boogie-Woogies charakteristisch sind.
Übrigens: Wenn auch die sichtbare Ausführung nicht wirklich darauf schliessen lässt, haben der Boogie-Woogie- und der Rock’n’Roll-Grundschritt gewisse Gemeinsamkeiten. Du erkennst diese, wenn du den Lernbaustein «Rock’n’Roll verstehen» absolvierst.