Wahrscheinlich kommt dir dieses Szenario bekannt vor: Du willst dein Pferd von der Zirkelmitte nach draussen führen – aber es klappt nicht. Das Pferd dreht sich in einem engen Kreis um dich, sodass du die Peitsche nicht einsetzen kannst. Die Longe wickelt sich um deine Hand.

Dieser Lernbaustein zeigt dir, mit welchen Kommandos du dein Pferd korrekt von der Zirkelmitte an den Zirkelrand führst. Ebenso behandelt er die ersten drei Schritte der Skala der Ausbildung Pferd: Takt, Losgelassenheit und Anlehnung. Als Leiter/in Voltige kennst du diese und erarbeitest sie mit deinem Pferd.

Viel Vergnügen beim Verbessern deiner Kompetenzen auf dem Weg zur ausgezeichneten Longenführerin resp. zum ausgezeichneten Longenführer.

Fahr mit dem Cursor über die folgenden Bilder, um mehr zu erfahren.

Als Longenführer/in achtest du auf folgende Punkte und Merkmale:

Als Longenführer/in hältst du den Körper aufrecht. Deine Schultern und Arme sind entspannt. Die Ellbogen beugst du leicht, deine Hände befinden sich vor dem Körper zwischen Brust und Taille.

1. Richte dich auf. So forderst du die Aufmerksamkeit des Pferdes ein.
2. Atme aus und sinke ein. Damit beruhigst du das Pferd und nimmst ihm den Stress.
3. Nimm eine breite und grosse Körperhaltung ein. Dies baut Druck auf.

Benutze als Stimmhilfe immer die gleichen Begriffe. Dabei verwendest du einzelne Befehle und verzichtest auf ganze Sätze. Viel wichtiger als die Worte ist jedoch deine Stimmlage: Mit einer starken Stimmlage und einer kurzen Aussprache weist du das Pferd an, schneller zu werden. Soll es verlangsamen, verwendest du eine ruhige Stimmlage und sprichst langsam.

Jedes stimmliche Kommando verläuft in drei Schritten:

1. Du sprichst das Pferd an («aufpassen» oder Pferdename);
2. Du nennst die gewünschte Gangart;
3. Du gibst das Ausführungskommando («marsch» oder «schnalzen»).

Tipp 1: Setz deine Stimme gezielt und zurückhaltend ein.

Tipp 2: Richtet das Pferd sein inneres Ohr zu dir, ist es auf dich konzentriert

Als Longenführer/in hältst du die Longe stets in einem leichten Kontakt zum Pferdemaul. Du gestaltest die Anlehnung so, dass das Pferd auf feine Hilfen mit der Hand reagiert (z. B. Faust machen). Ist die Anlehnung zu stark, streckst du kurz den Ellbogen. So galoppiert das Pferd für einen Moment ins Leere. Beuge den Ellbogen, um die Anlehnung wieder aufzunehmen. Hängt die Longe durch, korrigiere die Longenhand nach vorne oder nimm sie leicht zur Seite. Diese Hilfe soll mit einer gleichzeitig treibenden Hilfe erfolgen.

1. Nimm die Normalhaltung ein.
2. Streck den Ellbogen, um nachzugeben.
3. Beweg die Hand nach vorne zur Seite, um das Pferd nach aussen zu lenken.

Die Peitsche ist die Verlängerung deines Arms. Ihr Schlag soll so lang sein, dass du das Pferd von der Mitte aus berühren kannst. Als Longenführer/in stehst du mit der Longe und der Peitsche in einem Dreieck zum Pferd. Es ist somit gut «eingerahmt». Die Longe zielt in einem 45-Grad-Winkel aufwärts in Richtung Hinterhand des Pferdes. Hältst du die Peitsche tiefer, wirkt sie treibend. Hältst du sie höher als 45 Grad, beruhigt sie.

Führst du die Peitsche von hinten unten nach vorne oben und berührst eventuell die Schulter des Pferdes, wirkt dies hinausführend und treibend.

Führst du die Peitsche von oben nach unten über die Longe vor den Kopf des Pferdes, bremst respektive stoppt es.

Als Herdentier reagiert das Pferd sehr stark auf Körperpositionen und -haltungen. Als Longenführer/in weisst du genau, wo und wie du dich positionierst:

1. Nimm eine normale Körperposition ein und richte dich gegen die Körpermitte des Pferdes.
2. Stehst du auf Höhe des Pferdekopfs, wirkt dies bremsend und hinaustreibend.
3. Gehst du einen kleinen Schritt seitwärts Richtung Hinterhand, wirkt dies treibend. Weil bei der Vorderhand kein Druck besteht, kann das Pferd nach innen kommen und die Volte verkleinern.
4. Nimmst du einen Schritt zur Vorhand, baust du Druck auf und treibst das Pferd nach aussen. Vorsicht: Geht dein Schritt zu weit nach vorne, wirkt dies stark bremsend. Es ist möglich, dass das Pferd sofort anhält.

• Kontrolliere die Ausbindung Longe und Peitsche.
• Führe das Pferd mit deiner Stimme, der Körpersprache und -position sowie der Peitsche nach aussen.
• Lass die Longe sanft gleiten.

• Lass den fleissigen Trab und den Galopp im Takt ausführen.
• Zähl die Tritte oder Sprünge.
• Fordere immer die gleiche Anzahl Tritte oder Sprünge ein.

• Lass das Pferd die Gangarten wechseln.
• Achte darauf, dass Genick, Widerrist und Kruppe gleich hoch sind und in einer horizontalen Linie stehen

• Lass dein Pferd ein paar Meter geradeaus gehen, indem du mit ihm gehst oder die Longenhand zum Pferd bewegst
• Halte die Longenhand fest (nicht nachgeben) oder bleib stehen, damit das Pferd in eine «enge Kurve» (um eine Ecke) läuft
• Wiederhole den Ablauf vier Mal, dann läuft dein Pferd eine «viereckige» Volte (bzw. ein Viereck)

• Halte das Pferd auf dem Zirkel an.
• Klemm die Peitsche unter den Arm.
• Geh zum Pferd und nimm die Longe auf.
• Beim Pferd stehend, richtest du die Peitsche und wickelst den Schlag auf.

Schaue das Intro-Video nochmals an und beantworte folgende Fragen:

• Agiert die Longenführerin mit der richtigen Körpersprache?
• Steht die Longenführerin in der richtigen Position?
• Hält die Longenführerin Longe und Peitsche korrekt?
• Hat die Longenführerin eine ruhige Hand und gibt nur kleine Impulse?
  
  

Fazit: Als Longenführer/in agierst du gegenüber dem Pferd als Alphatier. Du weist ihm konsequent, klar und immer respektvoll den Weg zum gewünschten Verhalten.