Zielsetzung in der Trainingsplanung

Intro

"Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder als jener, der ohne Ziel umherirrt."

(Gotthold Ephraim Lessing)

Sich Ziele zu setzen, stellt eines der wirksamsten Antriebsmittel beim sportlichen Handeln dar. Ziele lenken unser Leben und unser Handeln in eine von uns bestimmte Richtung. Sie wirken als Leitlinie unserer Antriebe, setzen Handlungsenergien frei, erhöhen unsere Beharrlichkeit und Anstrengungsbereitschaft.

Daher ist es für dich als Leiterperson wichtig zu wissen, was gute Ziele sind, wie du sie formulieren musst, damit sie erreichbar und für deine Athletinnen und Athleten motivierend sind.

Basics

Gute Ziele formulieren und setzen

Ziele sollten möglichst nach dem SMART-Prinzip formuliert werden:

Illustration einer Zielscheibe

Spezifisch - konkrete und präzise Formulierung

Wenn unsere Ziele nicht konkret formuliert sind, wissen wir nicht genau, was wir überhaupt erreichen wollen. Ohne klare Resultate vor Augen können wir uns nicht richtig fokussieren. Eine Zielerreichung ist so nicht möglich.

Illustration eines Massband

Messbar – Überprüfbarkeit des Zieles

Ergebnisse, die sich nicht messen lassen, können wir nicht überprüfen. So können wir nicht feststellen, wie erfolgreich wir auf dem Weg zu unserem Ziel sind. Wir wissen dann nicht einmal ob und wann wir unser Ziel erreicht haben.

Illustration eines Spiegels

Attraktiv / akzeptiert – individuelle Herausforderung

Wir formulieren nur Ziele, die eine Bedeutung für uns haben. Im Idealfall sind wir begeistert, wenn wir an die Erreichung des Zieles denken. So können wir uns besser motivieren und mehr Disziplin aufbringen.

Illustration eines Kletterers im Ãœberhang

Realistisch – Erreichbarkeit

Ziele dürfen anspruchsvoll, müssen aber dennoch erreichbar sein. Es ist von Vorteil, wenn wir unsere Komfortzone verlassen müssen. Ein Ziel, das so gross ist, dass es uns überfordert, kann blockieren. Dann verlieren wir unsere Motivation und kommen nicht mehr ins Handeln. Im ungünstigsten Fall verlieren wir unser Ziel aus den Augen.

Uhr

Terminiert – Zeitpunkt bis zur Zielerreichung

Ein Ziel muss einen bestimmten Zeitpunkt haben, an dem es als erreicht gilt. Eine solche Deadline ist überaus wichtig, denn ohne sie wäre unser Ziel lediglich eine Willensbekundung.

Überleg dir, zu welchem Adjektiv von SMART die Fragen gehören. Drehe die Flipcard, um die Lösung zu erfahren.

Blauer Hintergrund (kein Bild)

Was genau ist mein Ziel? Wie soll es aussehen? Wie kann ich mein Vorhaben exakt beschreiben?

Blauer Hintergrund (kein Bild)

Wie können die Fortschritte gemessen oder überprüft werden? Kann ich beim Formulieren meiner Ziele konkrete Zahlen / Daten / Attribute verwenden? Unter welchen Bedingungen oder Formen wird das Ziel erreicht?

Blauer Hintergrund (kein Bild)

Warum will ich dieses Ziel erreichen? Wie wichtig ist mir dieses Ziel? Ist das Ziel geeignet für die Person oder die Gruppe?

Blauer Hintergrund (kein Bild)

Besitze ich die notwendigen Fähigkeiten und das erforderliche Wissen? Benötige ich noch zusätzliche Hilfe? Ist das Ziel geeignet für die Person oder die Gruppe?

Blauer Hintergrund (kein Bild)

Bis zu welchem Zeitpunkt soll das Ziel erreicht werden?

Prinzipien

Zielsetzung für die Trainingsgruppe

Wenn du Ziele für deine Trainingsgruppe setzt, musst du dir verschiedene Fragen stellen:

  • Was ist das spezifische Anforderungsprofil der Disziplin?
  • Besteht ein langfristiges Entwicklungsziel, welches den einzelnen Zielen übergeordnet ist? Wie überprüfst/misst du, ob das Ziel erreicht ist? Welche Möglichkeiten stehen dir dazu zur Verfügung?
  • Welche Ziele wollen die einzelnen Athletinnen und Athleten oder die Gruppe als Ganzes erreichen? Was braucht es, damit die Ziele für die Teilnehmenden attraktiv/akzeptiert sind?
  • Welche Ausbildungsinhalte sind stufengerecht? Was ist realistisch erreichbar?
  • Bis zu welchem Termin/Zeitpunkt willst du das Ziel erreichen?

Formuliere nun SMARTe Ziele in Sätzen. Definiere dabei Inhalt, gewünschtes Endverhalten, Bedingungen und Kriterien:

Inhalt (grau), der gelernt werden soll.  Endverhalten (grün), welches nach durchlaufenem Lernprozess beobachtet werden kann. Was will ich am Ende beachten können? Bedingungen (gelb), unter denen das Verhalten gezeigt werden soll. Wie will ich etwas beurteilen können? Kriterien (blau), nach denen das Erreichen beurteilt wird. Wieviel/wie oft muss etwas erreicht werden, damit das Ziel erfüllt ist?  Beispiel: Die Athletinnen und Athleten können (grün) die Latte (grau) mehrmals (blau) in der Grobform der Floptechnik (grau) aus einem 5-Schritt-Anlauf (gelb) überspringen (grün).

Ãœberlege dir: Was sollen die Teilnehmenden am Schluss des geplanten Zyklus...

  • besser können (Können): können, verbessern, beherrschen, nach machen, vorzeigen
  • gelernt haben (Wissen): kennen, beschreiben, wissen, erklären, verstehen, beurteilen
  • erfahren haben (Haltung): erfahren, entdecken, fühlen, empfinden

Ziele können folglich in den Bereichen Wissen, Können und Haltung formuliert werden. Sie können Aspekte aller Entwicklungsdimensionen und deren Entwicklungsfaktoren umfassen. Sie können aber auch soziale Elemente umfassen, sodass zum Beispiel die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit oder der ganzen Gruppe ein Ziel sein kann.

Trainings- und Wettkampfziele

Grundsätzlich entscheidest du zuerst, ob du Ziele für das Training oder für den Wettkampf steckst. Trainingsziele sind für dich und deine Teilnehmenden wichtig. Mit ihnen kannst du als Trainer/in festlegen, was in deinem Training behandelt wird. Die Trainingsziele zeigt deinen Teilnehmenden auf, was von ihnen erwartet wird. Wettkampfziele beziehen sich auf den einen Wettkampftag.

Entwicklungsziele

Entwicklungsziele können in den Bereichen Verhalten, Technik oder Taktik definiert werden. Ãœberleg dir bei jedem Flipcard, ob das Beispiel ein Verhaltens-, ein Technik- oder ein Taktikziel ist. 

Ich bin pünktlich zu Trainingsbeginn umgezogen und bereit für die Einheit.

Ich will beim Absprung den Fuss aktiv aufsetzen.

Ich starte beim 800m-Lauf nicht zu schnell und steigere mein Tempo stetig.

Ich bleibe während dem ganzen Wettkampf positiv, auch wenn nicht alles nach Plan verläuft.

Ich will beim Speeranlauf einen klar ersichtlichen Impulsschritt machen.

Ich laufe beim 1000m-Lauf von Beginn weg an der Spitze.

Leistungsziele

Ein angestrebter Leistungsstand am Ende eines bestimmten Zeitraums wird als Leistungsziel bezeichnet. Dies kann ein Wettkampfleistungsziel (z.B. Sprunghöhe, Wurfweite, Laufzeit, Punktzahl im Mehrkampf) oder ein Platzierungsziel (Erreichung Endkampf, Medaille) sein. Ãœberleg dir bei jedem Flipcard, ob das Beispiel ein Wettkampfleistungs- oder ein Platzierungsziel ist.

Ich will den Endkampf der besten Acht erreichen.

Ich will eine Medaille gewinnen.

Ich überspringe die Weite von 5.50m.

Ich stosse die Kugel auf mind. 12.50m.

Traumziele

Träume und Wünsche junger Sportler sind oft auf Ziele gerichtet, die unerreichbar erscheinen. Beispielsweise träumt eine Nachwuchsweitspringerin davon Olympiasiegerin zu werden. Diese inneren Bilder regen die Fantasie an und wirken motivierend. Traumziele sind bei einer Karriereplanung von Bedeutung.

Vom Hauptziel zu den überprüfbaren Teilzielen

Hauptziele können für mehrere Wochen, Monate, Phasen oder ein ganzes Jahr formuliert werden. Für einzelne Lektionen werden aus den Hauptzielen einzelne Teilziele abgeleitet und dazu entsprechend sinnvolle Übungen zur Zielerreichung ausgewählt.

Als Hauptziel (A) für einen 4-Wochen-Plan formulierst du beispielsweise ein spezifisches Hauptziel im Sinne eines Entwicklungs- und Technikziels:

A) Die Athletinnen und Athleten kennen ihren Weitsprunganlauf und beherrschen die korrekte Rhythmisierung der letzten drei Schritte sowie den Absprung.


Dazu formulierst du folgende drei realistischen Teilziele für deine Lektionen:

Die Athletinnen und Athleten…

A1) kennen und können die Rhythmisierung der letzten 3 Schritte (tam-ta-tam) ohne Hilfsmittel (Pylonen o.ä.).
A2) haben eine vollständige Streckung beim Absprun
g.

A3) kennen ihren Anlauf und laufen konstant an.

Du überlegst dir gemäss SMART, wie du oben genannte Teilziele messen bzw. überprüfen kannst. Beispielsweise:

A1) Ziel erreicht, wenn der Laufrhythmus mit dem Klatschen der Leiterperson übereinstimmt.
A2) Beim Rechen oben ein Bändeli anhängen und in die Höhe halten. Ziel erreicht, wenn der Athlet/die Athletin das Bändeli in der Luft mehrmals in Folge berühren kann.
A3) Ziel erreicht, wenn der Athlet/die Athletin beim Anlauf dreimal in Folge den Balken trifft.

Good Practice

In diesem Kapitel findest du verschiedene Beispiele zur Zielformulierung.

In eurem Team formuliert ihr folgendes Hauptziel (B) im Sinne eines Entwicklungs- und Technikziels für die nächsten vier Wochen (Mesozyklus):

«Die Athletinnen und Athleten verbessern ihre Sprinttechnik»

Als nächstes unterteilt ihr dieses Ziel für die einzelnen Lektionen in folgende 4 Teilziele:

Die Athletinnen und Athleten…
B1) verbessern ihre Beschleunigungsphase.
B2) sind in der Lage, um die 80m in einer hohen, ökonomischen Sprintposition durchzulaufen.
B3) spüren den Unterschied zwischen Beschleunigungs- und Flugphase.
B4) verbessern ihre Zeit über 30m fliegend.

Welche Trainingsinhalte wählst du, um die gesteckten Teilziele (B1-B4) zu erreichen?

Vorzeigen und Besprechen des Sinns dahinter (hohe Position, Fussarbeit, Position im Startblock, etc.).

Verschiedene Zubringerübungen (Fuss vorspannen, Skipping, etc.).

Sprungläufe, um explosives Beschleunigen zu erfahren.

Starts aus dem Starblock mit anschliessendem 20m Beschleunigungssprint, um die Beschleunigungsexplosivität umzusetzen.
Zwingende Übungen (Hütchenläufe, Läufe über Blocks um hohe Position und Kniehub mit runder, ökonomischer Laufbewegung zu erzwingen).

In-outs, um Laufrhythmus und Laufkoordination zu optimieren.

Anreizen zur maximalen Geschwindigkeit (Handicap-Starts, Duelle, Zeit stoppen)

Wie überprüfst du, ob einzelne Teilziele erreicht wurden?

Visuell mit Hilfe von Videoaufnahmen (Analyse der technischen Ausführung)

Akustisch (stimmt der Rhythmus des Fussaufsatzes)

Zeit stoppen

Feedback durch Athletinnen und Athleten (wie hat sich der Lauf angefühlt?)

In eurem Team formuliert ihr zudem folgendes Hauptziel (C) im Sinne eines Entwicklungs- und Wettkampfziels für die nächste Saison:

«Die Athletinnen und Athleten können sich, bis Ende der Saison, vor Ort selbständig auf einen Wettkampf vorbereiten»

Als nächstes unterteilt ihr dieses Ziel für die einzelnen Lektionen und Wettkämpfe in folgende 3 Teilziele:

Die Athletinnen und Athleten…

C1) kennen den Ablauf eines Wettkampfes (rechtzeitig abkreuzen, Beginn Einwärmen, Erscheinen Stellplatz).

C2) beherrschen Ãœbungen, um sich vor einem Wettkampf selbständig aufzuwärmen und für die Disziplin bereit zu machen.

C3) kennen ihre Startblockeinstellung.

Welche Trainingsformen wählst du, um die gesteckten Teilziele (C1-C3) zu erreichen?

Beim gemeinsamen Einwärmen verschiedene Übungen durchgehen und benennen.

Die Teilnehmenden auffordern, passende Ãœbungen zu nennen und vorzuzeigen.

Gemeinsam besprechen, wie der Ablauf vor dem Wettkampf aussieht (wann eintreffen, wann/wo abkreuzen, wann mit Aufwärmen beginnen, welche Übungen sinnvoll sind).

Übungen für die Aktivierung kurz vor dem Start. Im Training den Ablauf vor einem Wettkampf und kurz vor dem Start simulieren.

Vorgang immer wieder wiederholen.

Wie überprüfst du, ob einzelne Teilziele erreicht wurden?

Athletinnen und Athleten befragen, wie sie ihren Ablauf vor dem Wettkampf geplant haben und welche Übungen sie im Aufwärmen machen werden.

Beobachten beim selbständigen Aufwärmen.

Nach dem Wettkampf Feedback einholen (was hat gut geklappt, was hat noch nicht so gut funktioniert).

Weitere Beispiele zur Zielformulierung:

  • Die Athletinnen und Athleten verbessern innerhalb der nächsten vier Wochen den Rhythmus der letzten Schritte im Weitsprung.
  • Die Teilnehmenden kennen innerhalb des nächsten Mesozyklus ihren Speeranlauf und beherrschen die korrekte Rhythmisierung des Impulsschrittes.
  • Die Athletinnen und Athleten sind innerhalb der nächsten zwei Monaten in der Lage die Hürden aktiv zu überqueren und beherrschen die korrekte Rhythmisierung zwischen den Hürden.
  • Die Athletinnen und Athleten sind in der Lage die Wettkampfdistanz im Wettkampftempo zu laufen und können zum Abschluss des Mesozyklus eine Wettkampfsimulation über 800m absolvieren.

Reflexion

Formuliere Entwicklungs- und Leistungsziele für deine Gruppe oder einzelne Athletinnen oder Athleten aus deiner Gruppe.

Entwicklungsziel

Entwicklungsziele können in den Bereichen Verhalten, Technik oder Taktik definiert werden. In welchem Bereich war dein Entwicklungsziel?

Leistungsziel

Ein angestrebter Leistungsstand am Ende eines bestimmten Zeitraums wird als Leistungsziel bezeichnet. Die kann ein Wettkampfleistungsziel (z.B. Sprunghöhe, Wurfweite, Laufzeit, Punktzahl im Mehrkampf) oder ein Platzierungsziel (Erreichung Endkampf, Medaille) sein. In welchem Bereich war dein Leistungsziel?

Quiz

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Transfer

Wähle eine Disziplin und formuliere Grob- und Teilziele für deine Gruppe. Tausche deine Zielformulierungen mit einer Kursteilnehmerin oder einem Kursteilnehmer und gebt einander Feedback, ob die Ziele SMART definiert wurden.

(Quellen: Lernkompakt, Leichtathletik Planen)

Quiz

Solve the quiz questions and check your results at the end.