Spielsysteme Volleyball und Beachvolleyball

Intro

Welches Spielsystem passt zu meinem Team? Wer wechselt nach dem Service auf welche Position? Das Volleyballspiel zeichnet sich durch eine klar definierte Positionsstruktur und exakte Positionsregeln aus. Dieser Lernbaustein gibt dir einen Überblick über die verschiedenen Spielsysteme und zeigt dir auf, wie du dein Team sowohl im Volleyball als auch im Beachvolleyball am sinnvollsten spielen lässt.

Basics

Bezeichnung der Spielsysteme

Für ein optimales Verständnis ist eine einheitliche Bezeichnung der Spielsysteme zentral, zum Beispiel des Systems 6:6 5-1. Der vordere, durch einen Doppelpunkt getrennte Teil gibt an wie viele Spieler/-innen insgesamt auf dem Feld stehen, in diesem Fall sechs gegen sechs. Der hintere Teil informiert über die Anzahl Angreifer/-innen (vor dem Strich) und Zuspieler/-innen (hinter dem Strich). In diesem Beispiel greifen also fünf der sechs Spieler/-innen an und eine Person spielt zu. Im System 6:6 6-6 greifen alle an und es spielen alle zu.

Reglement

Die genauen Positionen und Rahmenbedingungen der Spielsysteme im 6:6 sind in den Volleyballregeln der FIVB geregelt, die Vorgaben zum 4:4 findest du im Volleyballreglement von Swiss Volley.

Positionsbezeichnung

Die Positionen auf dem Volleyball- und Beachvolleyballfeld sind nummeriert. Um ein einheitliches Verständnis dieser Bezeichnungen sicherzustellen, sind sie hier definiert:

Folgende Begriffe helfen dir beim Verstehen der Spielsysteme:

  • Grundposition: Position, auf der sich die Spieler/-innen aufgrund der Rotationsfolge befinden.
  • Basisposition: Position, auf der sich die Spieler/-innen bei Ballbesitz des gegnerischen Teams befinden.
  • Startposition: Position, aus der die Spieler/-innen eine Aktion starten (abhängig von der gegnerischen Handlung).
  • Spielort: Ort, an dem eine Aktion stattfindet; z. B. Annahmeort, Blockort, Verteidigungsort, Zuspielort und Angriffsort.
  • Haus: Individuell definierbare Zielzone des ersten Ballkontaktes. Grundsätzlich in der Mitte der Feldbreite, ca. zwei Meter vom Netz entfernt.
  • Penetration: Positionswechsel zwischen der vorderen und der hinteren Linie
  • Permutation: Positionswechsel innerhalb der Linie (parallel zum Netz)
  • Rollen: OH: Aussenangreifer/-in, OP: Diagonalangreifer/-in, M: Mittelangreifer/-in, S: Zuspieler/-in

Gemeinsamkeiten

Die Spielsysteme 6:6 und 2:2 bauen auf den Systemen 4:4 und 3:3 auf. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten, die für alle Systeme gültig sind:

Zuspiel

1. Ballkontakt

Vorderspieler/-innen

Service

Block

Prinzipien

2:2 und 3:3

Die Grundpositionen entsprechen in diesen beiden Spielsystemen ihren Startpositionen für die Annahme. Es findet weder eine Permutation noch eine Penetration statt.

Im 3:3 entsprechen diese Positionen gleichzeitig auch den Startpositionen für die Verteidigung. Je nach Spielniveau können die Positionen 2 und 4 auch blocken, dann verschieben sich die Verteidigungspositionen entsprechend. Im unspezialisierten 2:2 ist die Servicespielerin in der ersten Aktion Verteidigungsspielerin. Nach erfolgtem Angriff wird die Angreiferin jeweils zur Blockspielerin. Im spezialisierten 2:2 sind die Rollen der Block- und Verteidigungsspieler/-innen fix zugeteilt.

4:4

Aus der Annahme erfolgt die Penetration von Position 1: Der Spieler auf Position 1 läuft zum Zuspiel ins Haus (grüner Pfeil) und verschiebt sich anschliessend wieder auf die Basisposition Verteidigung. Die Spielerinnen auf den Positionen 2 und 4 greifen am Netz an, Position 5 über den Rückraum.

4:4, Angriff aus Annahme

Im 4:4 entsprechen die Basisposition in der Verteidigung den Grundpositionen. Nach erfolgtem Zuspiel des gegnerischen Teams verschieben sich die Spieler/-innen abhängig vom Angriffsort in die Startpositionen für die Verteidigung. Die meisten Teams spielen in diesem System mit Einerblock.

Die Details dieses Spielsystems findest du im Video: ((Video))

6:6 6-6

Auch in diesem Spielsystem läuft die Spielerin auf Position 1 zum Zuspiel ins Haus (Penetration, grüner Pfeil) und verschiebt sich anschliessend wieder auf die Basisposition Verteidigung. Die Spielerinnen auf den Positionen 2, 3 und 4 greifen am Netz an, diejenigen auf den 5 und 6 über den Rückraum.

6:6 6-6 Angriff aus Annahme

6:6 6-2

Die Grundpositionen, die Basispositionen Verteidigung und die Organisation der Verteidigung sind hier identisch zum 6-6, ebenso die Annahme in Penetration 1 (P1). Da insgesamt nur noch zwei Spieler/-innen die Rolle als Zuspieler/-in einnehmen, entstehen die beiden Situationen «Penetration 6 (P6)» und «Penetration 5 (P5)». Im P6 läuft die Zuspielerin von der Position 6, im P5 von der Position 5 ins Haus ein. Wird dieses System mit einer Viererannahme gespielt, ist im P5 die Spielerin auf Position 3 in der Annahme integriert. Mit einer Dreierannahme kann sie von der Annahme ausgenommen werden.

Es sind nur die Zuspieler/-innen (teilweise) spezialisiert, alle anderen spielen auf allen Positionen. In den drei Rotationen als Vorderspielerin ist die Zuspielerin «normale» Angreiferin und rotiert mit.

Nach dem ersten Angriff permutiert die Zuspielerin immer auf Position 1. Im P6 bedeutet dies, dass die Spielerin von Position 1 auf Position 6 wechselt, im P5 rücken die Spieler von den Position 1/6 auf die Positionen 6/5 nach.

6:6 5:1 (Annahme)

In diesem System gibt es nur noch ein Zuspieler. Dieser ist nun komplett spezialisiert, greift also nicht mehr an. Alle Angreiferinnen sind ebenfalls spezialisiert, sie greifen am Netz auf «ihren» Positionen an. Aus diesem Grund macht die Aufstellungsfolge «S-OH-M-OP-OH-M» Sinn. Dabei greifen nur im P1 zwei Spieler/-innen (OH, OP) auf einer «rollenfremden» Position an. Die Spezialisierung einer Libera soll möglichst spät erfolgen, damit auch die Mittelangreifer/-innen annehmen und verteidigen (siehe Lernbaustein «Spezialisierung im Volleyball und Beachvolleyball»). Ausgenommen von P6 eignet sich dieses System für eine Viererannahme.

Die Basispositionen in der Verteidigung sind für alle Rotationen identisch:

  • OP/S auf Position 2 und 1
  • M auf Position 3 und 5
  • OH auf Position 4 und 6

Ausnahme ist die Rotation P1, in dieser bleibt OH auf Position 2 und OP auf Position 4.

6:6, Verteidigung

Die Startpositionen Verteidigung sind in allen Spielsystemen im 6:6 identisch. Das hier dargestellte System ist bewusst einfach gehalten und kann je nach Team und Niveau angepasst werden. Die wichtigste Qualität eines guten Verteidigungssystem ist, dass es vom Team verstanden und angewendet werden kann. Wähle also lieber ein einfaches, für alle im Team verständliches Verteidigungssystem als ein komplexes, das zwar jede Eventualität abdeckt, jedoch das Team nicht anwenden kann. Es macht Sinn, das System dem Niveau der Liga anzupassen, um die häufigsten Angriffswinkel abzudecken.

Good Practice

Die Auswahl des Spielsystems hängt vom Team ab. Es empfiehlt sich, innerhalb des Vereins eine einheitliche Philosophie zu leben, damit die Nachwuchsspieler-/innen einen sinnvollen Aufbau über Jahre hinweg erleben. Die Spielsysteme, die in erster Linie auf Kinder und jüngere Jugendliche ausgerichtet sind, können auf verschiedenen Unterlagen gespielt werden: Halle, Rasen, Sand, Hartplatz.

  • Kids Volley: Kids Volley eignet sich für Kinder, die die grundlegenden Taktiken und Handlungen gerade erlernen. Es wird im 3:3 in drei Stufen mit speziellen Regeln gespielt. In einigen Handlungen darf der Ball gefangen werden.
  • 3:3: Das 3:3 ist für Spieler-/innen empfohlen, die den Spielaufbau über drei Kontakte kontrollieren können, jedoch taktisch noch nicht für das 4:4 bereits sind.
  • 4:4: Das 4:4 eignet sich für jüngere Jugendliche, die bereits etwas taktisches Verständnis entwickeln können.
  • 6:6 6-6: Das 6:6 6-6 ist der ideale Übergang vom 4:4 auf das grosse Feld. Auf Stufe U16 ist dieses Spielsystem Pflicht.
  • 6:6 6-2: Das 6:6 6-2 enthält die erste Permutation des Zuspielers im Rückraum auf Position 1 und empfiehlt sich frühsten ab U18.
  • 6:6 5-1: Das 6:6 5-1 bietet sich ab U20 an.

Reflexion

Hast du die Spielsysteme verstanden und kannst einschätzen, welche Systeme auf dein Team passen? Schau dir die Grafiken nochmals an und beschreibe für die Handlungsketten der einzelnen Spieler/-innen in allen Systemen. Insbesondere das Spielsystem 6:6 5-1 wirkt am Anfang kompliziert. Schau dir ein Spiel eines Teams an, die mit diesem Spielsystem spielen. Überlege in jeder Rotation, welcher Spieler gerade auf welcher Grundposition ist und welche Rolle er spielt.

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Transfer

  1. Welches Spiel- und Verteidigungssystem passt optimal zu deinem Team?
  2. Wie kannst du vorgehen, um deinen Spieler/-innen die Anwendung des von dir gewählten System zu vereinfachen?

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