Das Volleyballtraining
Um die knappe Zeit in der Halle oder im Sand möglichst effizient nutzen zu können, lohnt es sich das Training sorgfältig und zielorientiert zu planen. Wie kannst du deinem Training Struktur geben? Welche Trainingsformen wählst du aus? Mit welchen Massnahmen kannst du die Lern- und Bewegungszeit erhöhen? Antworten auf diese und ähnliche Fragen findest du in diesem Lernbaustein.
Als Trainerin oder Trainer bist du in unterschiedlichen Bereichen gefordert. Darin liegt für viele der Reiz dieser Tätigkeit. Das Handeln von dir als Trainerin oder Trainer findet rund ums Training in verschiedenen Phasen statt.
- Zuerst planst du das Training.
- In der Halle oder im Sand angekommen, instruierst du die ausgewählten Trainingsformen.
- Sobald die Umsetzung einer Trainingsform angelaufen ist, rückt das Organisieren in den Vordergrund. Setze dir zum Ziel, möglichst rasch vom Organisieren zum Beraten und Coachen überzugehen.
- Während des gesamten Trainings sorgst du mit deiner Trainerpersönlichkeit und der Präsenz für ein angenehmes und lernförderliches Klima. Mit jeder Interaktion gestaltest du die Beziehung zu deinen Spielerinnen und Spielern.
Eine sorgfältige Trainingsplanung ermöglicht dir, dich vor Ort auf die Umsetzung zu konzentrieren und situativ auf die Gegebenheiten reagieren zu können.
Die unten dargestellte Trainingsstruktur hilft dir, die Zeit in der Halle oder im Sand optimal zu nutzen. Achte darauf, so viel wie möglich bereits vor der Trainingszeit zu erledigen. Für Koordinieren, Mobilisieren und Stabilisieren solltest du möglichst keine Hallen- respektive Sandzeit investieren. Erledige dies vor der effektiven Trainingszeit auf der Tribüne oder neben dem Feld und biete das Team daher z. B. 15 Minuten früher auf.
Koordinieren / Mobilisieren / Stabilisieren
Im Einstieg kannst du direkt mit Trainingsformen für «Training ab Minute 0» starten. Darin sind Handlungen enthalten, welche die Spielerinnen und Spieler von Beginn an ausführen können (z.B. Manchette und lockeres Laufen). Steigere die Belastung mittels folgenden Aufbaus kontinuierlich:
- Kontrollierte Bewegungen (z.B. einfache Formen miteinander), ohne Angriffen und schnellen Verschiebungen
- Schnelle, nicht planbare Verschiebungen und/oder Sprünge (z.B. gegeneinander oder komplexe Formen miteinander)
- Angriff vorbereiten (z.B. durch Wurf, Finte), danach kontrollierter Angriff miteinander
- Keine Einschränkungen mehr
Einstieg 20’
Mittelteil 30-40’
Schlussteil 30-40’
Um passende Trainingsformen für dein Training zu beurteilen, auszuwählen und anzupassen unterstützen dich drei Tools.
Die Trainingsprinzipien im Volleyball und Beachvolleyball beinhalten insgesamt 20 konkrete Empfehlungen. Sie helfen dir dabei, die richtigen Trainingsformen auszuwählen oder bestehende Formen optimal anzupassen.
Trainingsprinzipien
Anhand des «Barometers der Trainingsformen» kannst du Trainingsformen auf ihre Ganzheitlichkeit und Spielnähe beurteilen.
1) Trainingsformen ohne Entscheidungen oder Handlungsketten. Zum Beispiel Manchette an die Wand.
2) Trainingsformen mit wenig Entscheidungen und Handlungsketten. Zum Beispiel Verteidigung eines Angriffes von der Box mit anschliessendem Zuspiel.
3) Mehrheitlich kontinuierliche Trainingsformen, bei denen jedoch nicht jeder Ballwechsel ausgespielt wird. Zum Beispiel: 6:6, Angriff aus Annahme gegen Block.
4) Kontinuierliche, spielnahe Trainingsformen (jeder Ball wird ausgespielt) mit Berücksichtigung der Handlungsketten und vielen Entscheidungen. Mit oder ohne Score. Zum Beispiel 6:6 mit Zusatzbällen.
Generell gilt der Grundsatz «je weniger Trainingszeit zur Verfügung steht, desto höher sollte der Anteil an «grünen» Trainingsformen sein». Vertiefende Informationen findest du im Lernbaustein «Taktik und Technik: Grundlegende Prinzipien».
Das «Rad der Variation» hilft dir, Trainingsformen gezielt anzupassen.
Spielst du zum Beispiel zwei gegen zwei auf einem schmalen Feld, akzentuierst du einen engen Spielaufbau. Ist dabei das Netz tief, provozierst du ausserdem viele Verteidigungsaktionen von «hart» gespielten Bällen.
Wenn du hingegen das Feld verbreiterst und gleichzeitig eine höhere Netzhöhe wählst, nimmt die Geschwindigkeit der Angriffsbälle ab. So kreierst du mehr Verteidigungssituationen mit längeren Laufwegen.
Passe also je nach gewünschtem Inhalt die entsprechenden Parameter bewusst an.
Beachte folgende Punkte, damit die Spielerinnen und Spieler die von dir gewählte und vorbereitete Trainingsform möglichst rasch verstehen:
Direkt auf dem Feld vorzeigen
Den Trainingsformen Namen geben
Kurz und effizient instruieren
Instruktion vorbereiten
Starten
Ist die Trainingsform angelaufen, beschäftigst du dich kurz mit der Organisation. Achte dabei auf folgende Punkte:
- Ablauf: Stelle sicher, dass die Trainingsform so funktioniert, wie du sie dir vorstellst. Bleibe dabei falls nötig hartnäckig.
- Trainingsprinzipien: Überprüfe, ob die Form wie geplant funktioniert, den Trainingsprinzipien entspricht und sich auf dem Barometer im geplanten Bereich bewegt. Passe sie falls nötig anhand des Rads der Variation an.
- Schwierigkeitsgrad: Passe die Schwierigkeit der Trainingsform falls nötig so an, dass die Spielerinnen und Spieler den geplanten Fokus trainieren. Oft unterschätzen wir sie – trau dich auch schwierigere Formen auszuprobieren.
- Rhythmus: Stelle sicher, dass der Rhythmus hoch ist. Beharre darauf, die nächsten Bälle schnell ins Spiel zu bringen.
- Zusatzbälle: Platziere an sinnvollen Orten ein Balldepot und halte stets 1-2 Bälle in den Händen, die du bei Bedarf ins Spiel bringen kannst.
- Wechsel: Weise die vorher geplanten Wechsel und Rotationen beim ersten Mal kurz an und achte darauf, dass sie die Spieleinnen und Spieler zügig umsetzen.
Sobald du mit der Organisation und Ausführung der Trainingsform zufrieden bist, solltest du möglichst rasch damit beginnen, die Spielerinnen und Spieler zu beraten und zu coachen. Folgende Punkte unterstützen dich dabei:
- Fragen statt sagen: Wähle für deine Rückmeldungen möglichst häufig die Form einer Frage. So unterstützt du die Spieler optimal bei ihrer Entwicklung. Nutze z. B. die Coachingfragen aus dem Kapitel «Good Practice» des Manual Volleyball.
- Lösungsorientiert: Frage so, dass die gewünschte Aktion im Vordergrund steht und nicht der Fehler.
- Art der Interaktion: Überlege dir, auf welche Art du mit den Spielerinnen sprichst. Entweder lässt du die Trainingsform weiterlaufen und sprichst zu allen, du lässt weiterlaufen und sprichst mit einer einzelnen Spielerin oder du unterbrichst und sprichst zu allen.
- Allen Aufmerksamkeit schenken: Achte darauf, möglichst in jedem Training mit allen Teammitgliedern zu interagieren.
Du musst deine Trainingsformen nicht zwingend selbst entwickeln. Wenn du bestehende Formen übernimmst, ist allerdings wichtig, diese vorgängig gründlich zu prüfen. Entsprechen sie den Trainingsprinzipien? Passt die Farbe des Barometers? Passt der Schwierigkeitsgrad zur Trainingsgruppe? Der Online-Trainingsplaner von Swiss Volley bietet dir eine grosse Auswahl an geprüften, meist spielnahen Trainingsformen inklusive Videos.
Denk an die Trainingsgruppe. Wie kannst du die Rahmenbedingungen optimal nutzen? Rahmenbedingungen sind z. B. Trainingszeiten, Hallengrösse, Anzahl und Niveau der Spielerinnen.
- Besprechungen vor oder nach Trainingszeit
- Varianten der Trainingsformen für kurzfristige Abmeldungen bereithalten
- Vereinfachung und Erschwerung der Trainingsformen planen
Wie stellst du sicher, dass die Bewegungszeit in deinem Training möglichst hoch ist?
- Blockweiser Wechsel, mehrfach dieselbe Aktion erlauben
- Mit vielen Bällen arbeiten und Balldepots einsetzen
- Auf hohen Rhythmus der Aktionen achten
Wie kannst du Einfluss nehmen, damit ein möglichst gutes Lernklima in deinem Training herrscht?
- Als Vorbild agieren: pünktlich, freundlich, positiv, passende Nähe
- Trainingsformen aktiv begleiten
- Spieler-/innen mit Fragen coachen
- Trainingsformen auswählen, die Spass machen und viele spielnahe Aktionen erlauben
Plane ein Training mit dem Online-Trainingsplaner. Falls du noch kein Team betreust, denke an das Team, in dem du spielst. Bedenke dabei die Trainingsprinzipien und die Trainingsstruktur.