Technik und Methode variieren
Das gezielte Üben von technischen Varianten führt zur Anwendungsvielfalt. Handlungsflexibilität ist Voraussetzung, um sich an eine bestimmte Situation anzupassen. Lernbedingungen zu verändern, Abläufe zu kombinieren oder Timing und Rhythmen zu variieren, bedingen ein ständiges Suchen, Forschen und Entwickeln.
Dieser Lernbaustein soll dich dazu anregen, deinen Unterricht so zu realisieren, dass die Karateka vielfältige Erfahrungen sammeln. Ziel ist es, Bewegungen zu erleben und die Qualität des Körper- und Bewegungsgefühls zu verbessern.
Wurden verschiedene Bewegungen erworben, braucht es den entscheidenden nächsten Schritt: Die situationsgerechte Umsetzung des Gelernten! Zielorientiertes Vernetzen, Rhythmisieren, Gestalten und Problemlösen ist ein übergeordnetes Bewegungsziel. Während unserer gesamten Entwicklung setzen wir uns damit auseinander. Eine wirkungsvolle Performance verbindet Kraft, Eleganz und taktisches Denken miteinander. Deshalb ist es sinnvoll, schon im Schlüsselbereich F Anwendungs- und Gestaltungsvarianten mit den bereits vorhandenen Bewegungselementen und Handlungsmöglichkeiten zu üben.

Eine wirkungsvolle Performance verbindet Kraft, Eleganz und taktisches Denken miteinander. Deshalb ist es sinnvoll, schon im Schlüsselbereich F Anwendungs- und Gestaltungsvarianten mit den bereits vorhandenen Bewegungselementen und Handlungsmöglichkeiten zu üben.
Der thematische Schwerpunkt dieses Lernbausteins ist die sportartspezifische Bewegungskoordination. Die Übungsbeispiele, die als Good Practice vorgestellt werden, zeigen auf, wie die Qualitätsmerkmale der Technik entwickelt und gefestigt werden. Sie dienen dazu, eine innere Orientierung zu schaffen. Das Trainieren von Partnerübungen zielt im Schlüsselbereich F darauf ab, die verschiedenen Distanzen auszuprobieren und die Dosierung eines wirkungsvollen Verteidigens und Angreifens zu üben (äussere Orientierung). Dazu dienen dir die methodischen Übungsreihen des Prüfungsprogramms (Yakusoku Kumite) und die Beispiele im Nachwuchskonzept der SKF ((Link)).
Erfolgreiches Problemlösen erfordert kognitive Aktivität. Sie erfolgt innerhalb einer realen Umgebung und beinhaltet Wahrnehmung und Handlung.
Veranschaulichen lässt sich dies am Beispiel des Autofahrens: Die Person am Steuer nimmt ständig neue Inputs aus der Umgebung auf. Diese Wahrnehmungsinformationen beeinflussen den Handlungsplan. Ausserdem werden Aktivitäten ausgeführt, damit wir uns den verändernden Situationen laufend anpassen und die Aufgabe erfolgreich lösen können. Die kämpferische Auseinandersetzung mit einer anderen Person oder die Vorführung einer Kata sind taktisch und technisch herausfordernd. Es geht darum, den natürlichen Bewegungsfluss im eigenen Körper zu finden und sich der aktuellen Situation anzupassen. Deshalb ist es zielführend, Bewegungen und Bewegungsaufgaben oft zu variieren.
Das Spiel mit den Distanzen, die Rhythmisierung der Handlungen oder die Schnelligkeit der einzelnen Aktionen prägen die Interaktionen des sportlichen Wettkampfs. Von aussen ist kaum mehr sichtbar, wer angreift und wer verteidigt. Diese Einheit von Wahrnehmen, Entscheiden und Handeln wird gefördert, wenn schon im Schlüsselbereich F lerngünstige Voraussetzungen geschaffen werden.

Beim Lernen von karatespezifischen Fertigkeiten entwickeln sich in jedem Karateka Erfahrungswerte. Sie werden zu seiner inneren Orientierung. Deshalb ist die innere Wahrnehmung (Propriozeption) eine zentrale Fähigkeit für das Bewegungslernen. Sie ermöglicht uns, die Lernergebnisse und ihre taktische Bedeutung für das individuelle Handeln zu ordnen. Innerhalb einer bestimmten Situation orientiert sich jede Person unterschiedlich und misst ihr nicht die gleiche Bedeutung zu. Das zielgerichtete Variieren der Lehrinhalte unterstützt diesen individuellen Lernprozess. Bewegungen zu erleben ermöglicht, Zusammenhänge zu erkennen. Es ist hilfreich, Übungsvarianten mit gezielten Aufgaben zur Steuerung der Aufmerksamkeit zu verbinden.
Während eines Handlungsverlaufs beeinflussen das Wahrnehmen, das Fühlen, das Denken und das Entscheiden die Regulation des Verhaltens und Handelns. Diese Aktivitäten greifen ineinander über und sind umfassend miteinander vernetzt. Die folgenden Prinzipien helfen dir, die Variationen systematisch zu gestalten. So entwickeln die Karateka die Fähigkeit, das Gleichgewicht zwischen der gegenwärtigen Situation und den eigenen Handlungsmöglichkeiten zu finden.
Mit methodisch gezielt eingesetzten Übungsreihen werden den Karateka Möglichkeiten geboten, neu aufgenommene Informationen zu erproben und zu erfühlen.
Dank der Wahrnehmung sind wir in der Lage, Informationen aus unserem Körperinnern und der Umwelt zu erlangen. Deshalb ist es sinnvoll, den Lernprozess so zu strukturieren, dass die Aufmerksamkeit auf die innere oder äussere Wahrnehmung gezielt variiert wird.
Harmonisches Verschmelzen mit der Gesamtsituation. Umsetzen ist eine Einheit mit allen inneren und äusseren Einflussfaktoren. Wenn es gelingt, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu richten, dann können Handlungen auch unter erschwerten emotionalen Bedingungen erfolgreich ausgeführt werden.
Die Methoden der Trainingsgestaltung zielen auf Ereignisse hin, die Erkenntnisse für die Optimierung der Entwicklung ermöglichen: Das Erleben von Bewegungen ist Voraussetzung und Ziel zugleich. «Erleben» ist ein intensiveres, ganzheitliches «Erfahren», das – im Sinne eines Flow-Erlebnisses – als ein einheitliches Fliessen von einer Trainingsform zur anderen empfunden wird. Es geht darum, ein Fliess-Gleichgewicht zu erlangen und nicht ein statisches: Das Training wird zum sozialen Ereignis, so dass der mentale Zustand der Teilnehmenden sich während des Prozesses laufend verändert und entwickelt. Dazu können beispielsweise folgende Methoden eingesetzt werden:
Den Bewegungsablauf mehrmals ausführen aber die Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Teile des Körpers lenken:
- Aufmerksamkeit auf das handelnde Körperglied richten
- Aufmerksamkeit auf den Hüft-Taillen-Bereich richten und Rumpfmuskulatur intensiver benutzen.
- Aufmerksamkeit auf den Einsatz der komplementären, unterstützenden Glieder richten (zurückziehende Hand, Standbein, u.s.w.)
- Bewusstmachen des Kraftverlaufs, der ganzen Muskelschlingen (Beine, Hüfte, Rumpf, Arm)
Verschiedene Variationen ermöglichen den Karateka Aha-Erlebnisse und helfen ihnen, die Bewegungskoordination zu verbessern. Die vorgeführten Beispiele im Clip zeigen Beispiele, wie Wendungen variiert werden können.
Technische Abläufe werden ausgeführt und ein Arm wird nicht eingesetzt. Seine Bewegungen werden aber visualisiert. Solche Trainingsformen eignen sich für ältere Jugendliche.
Mithilfe von kleinen Gewichten oder Gegenständen wird die Muskelspannung und/ oder die Aufmerksamkeit verändert. Anschliessend wird die gleiche Übung ohne Hilfsmittel ausgeführt.
Überlege dir, wie du deine Trainings aufgrund deiner Erkenntnisse anpasst. Notier dir jeweils zwei oder drei konkrete Übungen, die du in der Einleitung, im Hauptteil und für den Ausklang einsetzen kannst.
Vergiss nicht, nach dem Training diese Übungen und ihre Wirkung zu reflektieren. Hierbei helfen dir folgende Leitfragen:
- Wie ist es dir gelungen, Bewegungsaufgaben zu stellen, welche den Kindern und Jugendlichen neue Erfahrungen ermöglichten?
- Welche Übungen waren so anspruchsvoll, dass die Teilnehmenden ihre Aufmerksamkeit zu wenig auf das Innere richten konnten?
- Welche Lernfortschritte und Umsetzungsschwierigkeiten hast du beobachtet?
- Konntest du stufengerechte Anpassungen der Übungen vornehmen?
- Mit welchen Übungen könnte die Trainingsidee effizienter umgesetzt werden?