Korbball: Situationsangepasst und gut organisiert verteidigen
«Eine gute Offensive gewinnt Spiele, eine gute Defensive gewinnt Meisterschaften,» lautet ein gängiges Zitat aus dem Spielsport.
Im Trainingsplan steht die Verteidigung eher selten im Fokus, deshalb vertiefst du hier gezielt die Erscheinungsform «Situationsangepasst und gut organisiert verteidigen». Du lernst zwei Defensivsysteme kennen und erfährst, wie du dein Team zum erfolgreichen Verteidigen anleitest.

Im Korbball unterscheidet man grundsätzlich zwischen der personen- und raumorientierten Verteidigung.
Teams nutzen die personenbezogene Verteidigung, um spezifische Spieler zu neutralisieren und direkten Druck auf die Angreifer auszuüben. Die raumorientierte Verteidigung verhindert das Eindringen in den eigenen Korbraum und provoziert Würfe aus der Distanz.
Jede Verteidigung hat zum Ziel, den gegnerischen Angriff zu unterbinden und wieder in Ballbesitz zu gelangen. Die Spielerinnen sollen nicht reagieren, sondern ballorientiert agieren, stören und vorausschauen.
In diesem Defensivsystem folgt eine Verteidigerin seiner Gegenspielerin überall hin, um deren Aktionen zu stören oder zu unterbinden.


Intensiver Druck

Einfache Zuordnung

Flexibilität

Hoher Energieaufwand

Abhängigkeit von individuellen Fähigkeiten

Risiko Unterzahlsituationen
In diesem System konzentriert sich ein Verteidiger auf das Verteidigen in bestimmten Bereichen oder Zonen des Spielfelds, unabhängig davon, welcher Angreifer sich dort befindet. Verlässt ein Angreifer eine definierte Verteidigungszone, übernimmt der nächste Abwehrspieler den Angreifer in seiner Zone.


Energieeffizienz

Kollektive Stärke

Schutz vor Unterzahlsituation

Kommunikation erforderlich

Schwächen bei schnellen Angriffen

Weniger Druck auf einzelne Angreifer
Mit Korballanfängern lohnt es sich, zuerst die personenorientierte Verteidigung einzuführen. Sie ist leichter zu verstehen und zu erlenen.
Gut organisierte und eingespielte Teams wechseln während dem Spiel zwischen personen- und raumorientierter Verteidigung ab, um den Rhythmus des gegnerischen Teams zu stören.
Ausserdem wenden Teams häufig auch Mischformen an. Hat es im gegnerischen Team beispielsweise eine sehr starke Aufbauspielerin, so bietet es sich an - trotz grundsätzlicher Zonenverteidigung - gegen diese Aufbauspielerin personenorientiert zu verteidigen. Das ist sicher erfolgsversprechend, wenn im gegnerischen Team eine stark dominierende Spielerin zu neutralisieren ist.
Effektives Verteidigen basiert auf grundlegenden Prinzipien. Es erfordert sowohl individuelle Fertigkeiten als auch Teamarbeit. Eine gute Verteidigung schützt den eigenen Korb und zwingt die Angreifer zu schwierigen Würfen.

Eine gute Positionierung ermöglicht es, den direkten Weg zum Korb zu blockieren, die Angreiferin in eine ungefährliche Zone zu lenken und sie zu schwierigen Würfen zu zwingen.
Die Verteidigerin bewegt sich in einer stabilen Grundposition mit aufrechtem Oberkörper und leicht gebeugten Knien zwischen Korb und Gegenspielerin.
Der Blick schweift dabei immer zwischen dem Ball und der direkten Gegenspielerin hin und her, sodass die Verteidigerin stets weiss, was im Spiel passiert.
Bei der personenorientierten Verteidigung hält die Verteidigerin grundsätzlich ungefähr eine Armlänge Abstand zur Angreiferin. So kann sie ihre Gegnerin im Auge behalten, sich mit ihr verschieben und auf ihre Aktionen reagieren.
Bei der raumorientierten Verteidigung kommt es drauf an, wie gefährlich die Angreiferin steht und wo der Ball gerade ist. Die Verteidigerin sollte so nahe bei der Gegnerin stehen, dass sie einen Wurf blockieren kann, wenn diese den Ball erhält.

Möchte der Verteidiger den Passweg zustellen, stellt er sich zwischen den Ballhalter und seinen Gegenspieler, indem er einen Schritt näher zum Ball steht und mit seinem Arm den Passweg schliesst.
Der Verteidiger kann auch den Passweg bewusst leicht offen lassen, um einen allfälligen Pass abzufangen und so den Ball zu erobern.
Ein solches Vorhaben birgt allerdings auch Risiken. Räume werden für die Angreifer geöffnet, der direkte Gegenspieler wird nicht mehr so eng verteidigt und er kann eher durchbrechen.

Sobald die Ballhalterin zum Korbwurf ansetzt, muss ihre Verteidigerin schnellstmöglich den Wurf unterbinden, indem sie nah vor der Werferin steht und mit ihrer Hand den Ball blockiert.
Kommt es dennoch zum Korbwurf, richten die Verteidigerinnen ihren Fokus sofort auf die Eroberung des allfälligen Rebounds.

Die verbale und nonverbale Kommunikation zwischen den Spielern ist für den Erfolg als Team wichtig. Die Verteidiger sprechen ab, wer für welche Personen oder Zonen zuständig ist. Sie verschieben sich so, dass in ihrem Verteidigungssystem keine Lücken entstehen. Sie übergeben ihre direkten Gegenspieler oder eilen zu Hilfe, wenn ein Mitspieler überlaufen wurde. Klares Kommunizieren fördert das Erfassen der Situation und hilft so die Herausforderungen zusammen zu bestehen.

Während eines Angriffes setzen die Verteidigerinnen ihre Gegnerinnen unter Druck, um Fehler zu provozieren. Intensives Anlaufen erhöht die Chancen auf den Ballgewinn. Das Verteidigen muss möglichst regelkonform (ohne Fouls) erfolgen.
Die folgenden Trainingsvorschläge sind aufbauend von der Individualverteidigung (1:1) bis zur komplexen Verteidigung im Team (5:5) konzipiert.
1:1 während 5 Sekunden
Der Trainer hat den Ball. Der Angreifer versucht, sich aus der personenorientierten Verteidigung/vom Gegenspieler zu lösen, den Ball zu erhalten, ins 1:1 zu gehen und zu werfen.
Kann der Verteidiger für fünf Sekunden verhindern, dass der Angreifer den Ball erhält? Schafft er das, wechseln die Rollen. Falls nicht, bleibt der Angreifer in Ballbesitz, spielt 1:1 und geht in den Abschluss.
Wer den Rebound holt, darf wieder angreifen.
Verteidigungslauf
Ein Verteidiger und ein Spieler mit Ball stehen unter dem Korb auf der Grundlinie und schauen vom Korb weg ins Feld. Drei Angreifer stehen im Abstand von ca. 1.5m zueinander und 4m von der Grundlinie entfernt im Feld.
Der Spieler mit Ball passt zu einem Angreifer. Sobald der Verteidiger sieht, wer in Ballbesitz ist, eilt er zum Ballträger und versucht, diesen am Korbwurf zu hindern.
Nach dem Korbwurf eilt der Verteidiger zurück zur Grundlinie und begibt sich zum nächsten Angreifer.

Mehrere Teams spielen während zwei Minuten jeweils auf einen Korb 2:2. Die Verteidigerin lässt ihre Gegenspielerin nie aus den Augen. Läuft die Angreiferin hinter ihrer Mitspielerin durch, bildet die Verteidigerin der nachschiebenden Kollegin eine Gasse (Foto).


Zwei Teams spielen im 3:3 (alternativ auch im 4:4 oder 5:5) auf einen Korb, ein drittes Team steht am Spielfeldrand bereit. Mit jeder regelkonformen Verteidigung (Ballverlust oder Fehlwurf der Angreiferinnen) erhält das verteidigende Team einen Stern/Punkt.
Erzielen die Angreifer einen Korb, geht jeweils ein Stern verloren.
Ergattern die Verteidiger drei Sterne, wechseln sie in die Angreiferrolle. Die beiden angreifenden Teams wechseln sich nach jedem Angriff ab.
