Motivation
Nimm dir eine Minute Zeit und überleg dir: Wann bist du motiviert? Und wann nicht? Denk dabei an den Sport, aber auch an andere Lebensbereiche. Welche Situationen kommen dir in den Sinn?
In diesem LBS lernst du Techniken kennen, um deine Athletinnen und Athleten zu motivieren.
«Motivation» bezeichnet alle Prozesse, die psychische und physische Vorgänge auslösen und in Gang halten. Alle Antreiber des menschlichen Verhaltens also. Zwei wesentliche Antriebe für menschliches Handeln sind das Streben nach positiven Gefühlen (z.B. Freude) und das Vermeiden von negativen (z.B. Schuld oder Scham).
Wer aus innerem Antrieb heraus handelt, ist intrinsisch motiviert. Stehen äussere Anreize im Zentrum, sprechen wir von extrinsischer Motivation. Diese Unterscheidung findet sich auch in der Sportwelt. Intrinsisch motivierte Personen üben eine Sportart aus reiner Freude daran aus.
Wer Sport macht, um eine Belohnung zu erhalten oder eine Bestrafung zu vermeiden, ist extrinsisch motiviert. Der Antrieb wird von der Umwelt, von «aussen», gesteuert.
Intrinsische Motivation ist in der Regel stärker und vor allem stabiler.
Motivationstheorien gibt es wie Sand am Meer. Nachfolgend haben wir drei Theorien für dich ausgewählt. Sie spielen in der Sportwelt eine wichtige Rolle und haben einen hohen Praxisbezug.
Gemäss der Selbstbestimmungstheorie baut das menschliche Handeln auf drei Grundbedürfnissen auf. Fahr mit der Maus über die Symbole, um mehr darüber zu erfahren.

Im englischen Sprachraum wird vom ABC der Motivation gesprochen: A für autonomy (Autonomie), B für belonging (Zugehörigkeit) und C für competence (Kompetenz).
Erlebt eine Person beim Sporttreiben, dass diesen drei Grundbedürfnissen Rechnung getragen wird, ist sie grundsätzlich motiviert.
Da es ein Grundbedürfnis des Menschen ist, sich als kompetent zu erfahren, ist er leistungsmotiviert, also motiviert, Leistungen zu erbringen. Es werden zwei Dimensionen unterschieden, wie Menschen die erbrachte Leistung werten und sich als kompetent («Ich kann etwas») oder inkompetent («Ich bin schlecht») beurteilen:

Aufgabenorientierung

Wettbewerbsorientierung
Die US-Basketball-Trainerlegende John Wooden galt als Verfechter der Aufgabenorientierung: «Ich versuche nicht besser zu sein als jemand anders. Aber ich bin besser als ich gestern war.»
Wollen Sportlerinnen und Sportler erfolgreich sein, müssen beide Zielorientierungen bei ihnen hoch ausgeprägt vorhanden sein. Problematisch wird es, wenn die Wettbewerbsorientierung hoch und die Aufgabenorientierung gleichzeitig tief ist. Diese Ausprägung führt dazu, dass bei fehlenden Leistungen nicht mehr der volle Einsatz gezeigt oder mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Sport aufgehört wird.
Ziele regulieren das menschliche Handeln – Ziele motivieren. Die Zielsetzungstheorie beschreibt, wie ein Handlungsziel sein muss, um erfolgreich in die Tat umgesetzt zu werden. Eine griffige Zusammenfassung bietet die SMART-Formel. Fahr mit der Maus über die Buchstaben, um mehr zu erfahren.

Basierend auf den drei Theorien haben wir für dich sechs Anwendungsprinzipien erstellt, die du bei der Planung und Durchführung deiner Aktivitäten direkt anwenden kannst:

Stell die (Spiel-)Freude ins Zentrum: Bau Trainingseinheiten und Wettkämpfe so auf, dass das Erleben von Spass im Vordergrund steht. Das gilt für alle Altersgruppen und Leistungsniveaus.

Ermögliche Kompetenzerlebnisse: Setz gemeinsam mit den Teilnehmenden individuelle Ziele und gestalte Rückmeldungen positiv und unterstützend.
Achtung: Rückmeldungen sollen der Leistung angepasst sein, d.h. nicht für jede kleine Anstrengung loben. Thematisiere auch Fehler, zeig dabei jedoch Perspektiven zur Weiterentwicklung auf. Schaff ein Unterrichts- und Trainingsklima, das Fehler und das Erproben unbekannter Bewegungen sowie Ausloten von Grenzen zulässt.

Stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl: Achte darauf, dass sich alle in der Gruppe integriert, aufgehoben und willkommen fühlen. Fördere dazu Erlebnisse in der Gruppe und versuch eine gemeinsame Identität aufzubauen und zu leben (z.B. mit einem speziellen Einlaufleibchen).

Orientiere dich an der individuellen Bezugsnorm: Thematisiere bei spezifischen Rückmeldungen hauptsächlich persönliche Verbesserungen und betone den individuellen Lernfortschritt. Lobe nicht das Ergebnis, sondern vor allem den Einsatz.
Die Übung «Traum des Sportlers» erlaubt Athletinnen und Athleten sich bewusst mit ihren sportlichen Träumen auseinanderzusetzen. Das setzt Motivation für einen langfristigen Trainingsprozess frei.

Mit Zielsetzungsformularen lernen deine Teilnehmenden, sich kurz-, mittel- oder langfristige Ziele zu setzen. Die Arbeit mit solchen Formularen lässt Fortschritte sichtbar werden und trägt zu einer Verbesserung der Trainingsqualität bei. Leg gemeinsam mit den Teilnehmenden ein Datum fest, wann die Ziele überprüft und analysiert werden.
Formulare als Download

Bei der Methode «Sportlerpokal» erhält jede Person eine Anerkennung für die erbrachte Leistung. So bleibt die Freude am Wettkampf bestehen und der Teamgedanke wird gefördert. Nach einem Wettkampf stellst du sicher, dass alle Teammitglieder einen Pokal oder ein Diplom für ihren Einsatz erhalten. Die wichtigsten sportlichen Elemente und die Stärken der Einzelnen werden in der Gruppe notiert und entsprechende Diplome vorbereitet (z. B. für den besten Einsatz, den schönsten Sprung, die wirksamste Verteidigung usw.). Am Ende des Wettkampfs entscheidet die Gruppe, wer welchen Pokal oder welches Diplom erhält und für welche Leistung. Dann werden diese einzeln verteilt und von Applaus umrahmt.
Sportlerdiplom als Download
Jana möchte es aufs Podest der Kantonalmeisterschaften schaffen, weil sie es letztes Jahr auf den 4. Platz geschafft hat.
Das ist ein spezifisches Ziel (S), weil sie weiss, was sie erreichen möchte: das Podest. Eine Platzierung auf dem Podest ist messbar (M), Jana kann im Anschluss an den Wettkampf klar bestimmen, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht. Jana hat selbst den Wunsch geäussert, eine Podestplatzierung zu erreichen. Damit dürfte es s für sie ein attraktives Ziel (A) sein. Nach dem vierten Platz im letzten Jahr scheint ein Podestplatz dieses Jahr auch realistisch (R). Das Ziel ist terminiert (T), es kann am Wettkampftag überprüft werden.
Alex hat hart dafür trainiert, seinen besten Freund und Konkurrenten Charlie beim nächsten regionalen Wettkampf zu schlagen und sich so für die Meisterschaft zu qualifizieren. Es ist ihm in dieser Saison bisher nur einmal gelungen, Charlie im Wettkampf zu schlagen.
Das Ziel ist spezifisch (S), denn Alex weiss genau was wer will (seinen Freund schlagen). Alex möchte seinen Fortschritt im Wettkampf mit seinem Freund messen (M). Das Ziel scheint für Alex von hoher Bedeutung zu sein und ist somit für ihn attraktiv (A). Da er Charlie schon einmal schlagen konnte, weiss er, dass er realistische (R) Chancen hat sein Ziel zu erreichen. Sein Wunsch ist terminiert (T): er möchte dies vor den nächsten Meisterschaften erreichen.
Nicole ist neu in die Stadt gezogen und hat sich in der Schule für das Basketballteam angemeldet. Sie hat bereits an ihrer alten Schule Basketball gespielt. Alles ist noch neu, und sie fühlt sich etwas verunsichert. Ihr Trainer schlägt ihr vor, eine Aufwärmübung aus ihrem alten Team vorzustellen. Ihre neuen Teammitglieder sehen, wie gut Nicole schon den Korbleger beherrscht. Dann zeigt ihr eine Teamkollegin, dass sie hier eine ganz ähnlich Übung machen. Sie kommen miteinander ins Gespräch. Nicole fühlt sich nicht mehr so fremd. Sie nimmt sich vor, auch im Spiel den Korbleger weiter zu üben.
Nicole konnte selbst bestimmen, was sie vorzeigt (Autonomie). Dadurch konnte sie ihren Teammitgliedern und sich selbst ihre Kompetenz beweisen (Kompetenz). Durch den Austausch von Aufwärmübungen fühlt sie sich in der Gruppe akzeptiert (Zugehörigkeit).
Druck für jedes Gruppenmitglied ein Zielsetzungsformular aus (z.B. für die mittelfristige Zielsetzung) und verteile die Formulare im nächsten Training. Lade die Teilnehmenden ein, es zu Hause auszufüllen und wieder mitzubringen. Diskutier es mit ihnen.
Such mit Teilnehmenden, die wenig motiviert scheinen, das Gespräch. Versuch mit ihnen die Gründe für ihren Motivationsmangel herauszufinden. Zieh die obenstehenden Motivationstheorien bei und überleg dir geeignete Massnahmen, um sie wieder zu motivieren.