Sport mit Körperbehinderungen
Es gibt viele verschiedene Formen von Körperbehinderungen. Allen gemeinsam ist, dass die Funktion des Bewegungsapparates eingeschränkt ist. Es können Muskeln, das Skelett, Gelenke oder auch Nerven betroffen sein.
Schau dir das Video der Paraschwimmerin Nora Meister an. Welche Körperstruktur ist bei ihr betroffen? Wie passt sie die Schwimmtechnik auf ihre Voraussetzungen an?
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Aufgrund der Vielzahl körperlicher Einschränkungen können wir in diesem Lernbaustein nicht auf alle im Detail eingehen. Du wirst über zwei davon mehr erfahren, nämlich Amputationen und Dysmelien.
- als Folge eines Unfalls
- aufgrund eines schwerwiegenden Infektes
- wegen der Entfernung eines Tumors
- aufgrund Gefässerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus)
Folgen von Amputationen
Oft nehmen Personen nach einer Amputation brennende oder stechende Schmerzen im amputierten Körperteil wahr, den sogenannten Phantomschmerz. Auch haben viele beinamputierte Personen Probleme mit der Blutzirkulation, da der Pumpmechanismus im Körper verändert ist. Je nach betroffener Körperregion verschiebt sich zudem nach einer Amputation der Körperschwerpunkt mehr oder weniger stark.
Dysmelien sind angeborene Fehlbildungen einer oder mehrerer Gliedmassen, welche vor allem das Greifen und die Fortbewegung beeinträchtigen. Sie können aufgrund folgender Ursachen entstehen:
- aufgrund genetischer Veranlagung
- als Ursache einer Infektion während der Schwangerschaft
- durch eine Fehl- oder Mangelernährung während der Schwangerschaft
- wegen Sauerstoffunterversorgung des Embryos oder starken Medikamenten während der Schwangerschaft
Menschen mit Dysmelien und Amputationen haben teilweise die Möglichkeit Prothesen zu tragen. Diese stellen die funktionelle Gesamtkörperstatik (Körper im Gleichgewicht) wieder her und haben auch eine wichtige kosmetische Funktion.
Folgende Punkte sind wichtig beim Einsatz von Prothesen:
- Gute Pflege von Arm- und Beinstumpf
- optimale Anpassung der Prothese an den Stumpf ermöglicht optimale Druckverteilung auf die Haut und schont das darauffolgende Gelenk
- Bei situationsangepasstem Einsatz können Bewegungsabläufe optimiert werden
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Nach einer Amputation müssen sich der Körper und das Gehirn zuerst an die neuen körperlichen Umstände anpassen. Bewegungsabläufe müssen neu gelernt und alte Gewohnheiten umgelernt werden. Das ist ein langer Prozess.
Bei Dysmelien ist das anders. Kinder mit Dysmelien lernen bereits in den ersten Lebensjahren ihre verkürzten Extremitäten sehr geschickt einzusetzen. Die speziellen körperlichen Voraussetzungen sowie Prothesen und Schienen werden dadurch in die Bewegungsentwicklung integriert.
Die besondere Herausforderung beim Bewegungslernen erleben Personen mit Amputationen und Dysmelien bei der Umsetzung von Bewegungen, da jede Sportlerin und jeder Sportler seine/ihre eigene «Technik» finden muss.
Es gibt noch viele weitere körperliche Einschränkungen. Auch bei diesen gilt: Jede und jeder muss in ihrer / seiner Sportart für sich herausfinden, wie es am besten funktioniert, mit oder ohne Hilfsmittel. Auf den Flipcards findest du weitere häufige Beeinträchtigungen:
Einschränkungen am Skelett
Einschränkungen der Gelenke
Erkrankungen der Muskeln bzw. des Nervensystems
Trainingsbelastungen bei Amputationen je nach Durchblutungsstörungen anpassen
Noch vorhandene Extremitäten sollten nicht überlastet werden
Fehlstellungen der Wirbelsäule durch korrekte Technik vermeiden
Gut angepasste Prothesen verwenden und Stumpf pflegen
Im Abschnitt «Good Practice» steht, man sollte Fehlstellungen der Wirbelsäule vermeiden. Hast du eine Idee, weshalb eine Person mit Amputation oder Dysmelie eine Fehlstellung der Wirbelsäule entwickeln könnte?
Durch das Fehlen der Extremität ist die Körpermitte verschoben, was zu einer Erschwerung des Gleichgewichts führt. Asymmetrien auszugleichen und das Gleichgewicht halten zu können, sind die besonderen Herausforderungen, die Menschen mit Amputation oder Dysmelie im Sport erleben.
Eine Sportlerin oder ein Sportler mit einer Prothese macht plötzlich Ausweichbewegungen bei Belastung der Gliedmasse in der Prothese und verzieht dabei das Gesicht. Wie würdest du reagieren?
Beim Tragen einer Arm- oder Beinprothese muss der Stumpf gut gepflegt und die Prothese optimal angepasst werden. Die Schmerzen könnten auf ein Problem am Stumpf hinweisen, vielleicht weil die Prothese nicht ganz richtig sitzt. Eine Kontrolle der Prothese wäre hier sinnvoll.
Weiterführende Informationen
Überlege dir Antworten zu folgenden Fragen und notiere deine Überlegungen:
- Welche Anpassungen machst du an deiner Trainingsplanung, wenn du ein Kind mit einer Dysmelie der oberen Extremitäten in der Gruppe hast? Nenne ein konkretes Beispiel für ein Spiel.
- Stell dir vor, ab nächster Woche kommt eine Sportlerin oder ein Sportler mit Unterschenkelprothese zu dir ins Training. Welche deiner häufig verwendeten Trainingsinhalte könnten eine Herausforderung darstellen? Was sind deine Lösungsansätze?