Lernförderliches Klima ermöglichen

Intro

Wer sich wohlfühlt, lernt leichter und besser.
Überlass das Lernklima deshalb nicht dem Zufall. Gestalte aktiv und bewusst eine positive Atmosphäre, in der sich alle willkommen und sicher fühlen und ohne Druck ihr volles Potential entfalten können.

Basics

Für ein lernförderliches Klima braucht es in erster Linie gute Beziehungen.

Dies ist der Fall, wenn die Bereiche «Ich», «Wir», «Inhalt» und «Umwelt» im Gleichgewicht stehen und du das «ABC der Motivation» berücksichtigst. Dieses steht für die drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie (A = Autonomy), Zugehörigkeit (B = Belonging) und Kompetenz (C = Competence).

Ich / Autonomie (A = Autonomy):
Kinder und Jugendliche möchten mitreden und mitbestimmen. Respektier die einzigartige Persönlichkeit jedes Gruppenmitglieds und geh auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse ein.

Wir / Zugehörigkeit (B = Belonging):
Kinder und Jugendliche wollen dazugehören. Achte darauf, dass sich alle in der Gruppe willkommen und sicher fühlen. Denn Teamgeist und Gruppendynamik beeinflussen das Lernklima stark.

Inhalt / Kompetenz (C = Competence):
Kinder und Jugendliche wollen etwas können und sich als kompetent erleben. Stell attraktive und individuell angepasste Aufgaben, die zu möglichst vielen Erfolgserlebnissen führen. Zeig individuelle Lernfortschritte auf. So stärkst du das Selbstvertrauen und förderst eine positive Haltung zu Sport und Bewegung.

Umwelt:
Gruppen sind in ein Umfeld integriert. Dazu zählt alles, was in irgendeiner Weise auf sie einwirkt: Zeitbudget, Gesetze, familiärer Hintergrund der Gruppenmitglieder, Wetter, Umgebung, Material etc. Überleg dir stets, wie diese Rahmenbedingungen das Lernklima beeinflussen und wie du sie möglichst positiv nutzen kannst.

Kinder und Jugendliche in einem lernförderlichen Klima sind motivierter, haben mehr Spass, machen schneller Fortschritte und verhalten sich zudem fairer.

Prinzipien

• Begeisterung wecken und Freude auslösen
• Teilnehmende wertschätzen, respektieren und gerecht behandeln
• Teilnehmende einbeziehen und Zugehörigkeit fördern
• Fehler nutzen

Begeisterung wecken und Freude auslösen

Mit Freude am Vermitteln Freude vermitteln

Entfach Begeisterung, indem du die Freude an der Bewegung selber vorlebst. Mach bei Spielen auch mal selber mit und orientier dich am bewährten Erfolgsrezept: «Lachen, Lernen, Leisten». Gerade bei jüngeren Kindern spielt vor allem das erste «L» eine sehr wichtige Rolle. Für Gross und Klein gilt aber: Bewegungserlebnisse mit hohem Gelingens- und Spassfaktor machen Lust auf mehr und prägen sich besser ins Gedächtnis ein. Integrier deshalb regelmässig verschiedene Spielformen in deine J+S-Aktivitäten. Du kannst sie zum Aufwärmen oder zur Auflockerung zwischendurch einsetzen, aber auch um gezielt Kompetenzen aus den Dimensionen Taktik, Technik, Athletik, Kooperation und Psyche zu trainieren. Überleg dir stets, welchen Nutzen du aus welcher Spielform ziehen willst und pass sie für deine Zwecke an. Lass im Spiel Emotionen zu, sei grosszügig mit Lob und Ansporn, aber sparsam mit Belohnungen – die grösste Belohnung sollte stets die Freude an der Bewegung sein.

Teilnehmende wertschätzen, respektieren und gerecht behandeln

Die Qualität der Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Lernenden selbst bestimmt den Lernerfolg.

Achte deshalb ganz bewusst auf einen fairen und respektvollen Umgang miteinander. Nimm deine Rolle als Vorbild wahr und behandle stets alle gleich. Begrüss und verabschied jedes Gruppenmitglied persönlich, z.B. mit einem speziellen Grussritual. Geh bewusst auch auf ruhigere und unauffälligere Kinder und Jugendliche zu. Bring allen Gruppenmitgliedern echtes Interesse entgegen, nimm sie ernst und hör ihnen aufmerksam zu. Ein offener Lektionseinstieg mit freiem Spiel kann dir die nötige Zeit dazu verschaffen. Stell ausserdem sicher, dass alle gleich viel Bewegungszeit erhalten. Verteil Lob und Rückmeldungen gleichmässig und lob dabei insbesondere auch Anstrengung und individuelle Lernfortschritte. Versuch, bei Entscheidungen möglichst alle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Wenn du merkst, dass etwas nicht fair gelaufen ist, steh dazu und mach ungerechte Entscheide wenn möglich rückgängig.

Teilnehmende einbeziehen und Zugehörigkeit fördern

«Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.»
Aristoteles 

Lass die Kinder und Jugendlichen spüren, dass sie alle wichtig sind. Begrüss sie z.B. mit den Worten «Schön, dass heute alle da sind», mach Kooperationsspiele und stell Aufgaben, die nur als Team zu lösen sind. Frag sie nach ihren Ideen und Wünschen und lass diese ins Training einfliessen. Leg auch Regeln und Ziele gemeinsam mit ihnen fest und binde sie z.B. beim Aufwärmen und Aufstellen mit ein. Je älter sie sind, desto mehr Mitspracherecht und Verantwortung sollten sie erhalten. Biete auch Wahlmöglichkeiten an. Während die einen z.B. an ihrer Technik feilen, können sich die anderen taktischen Aufgaben widmen. Bitte die Gruppe zudem um Rückmeldungen (z.B. in Form eines Stimmungsbarometers) und zeig konkret auf, wie du diese umsetzt.

Fehler nutzen

«Den grössten Fehler, den man im Leben machen kann, ist immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.»
Theologe Dietrich Bonhoeffer

Motivier die Kinder und Jugendlichen, mutig zu sein. Kommentier nicht gleich jeden Fehler, sondern gib ihnen etwas Zeit und beobachte erst mal. Erarbeite dann gemeinsam mit ihnen Verbesserungsvorschläge. Animier sie dazu, sich an ihrer eigenen sportlichen Entwicklung statt an anderen zu messen und zeig ihnen individuelle Lernfortschritte auf. So verschaffst du allen mehr Erfolgserlebnisse und förderst ihr Selbstvertrauen. Erklär ihnen, dass Fehler und Niederlagen zum Sport und zum Leben dazugehören und ermutige sie, diese als «Helfer» zu sehen. Hilf ihnen, Fehler zu analysieren, daraus zu lernen und sich zu verbessern. Steh auch offen zu deinen eigenen Fehlern und Unsicherheiten und zeig auf, was du daraus lernst. In einem fehlertoleranten Lernklima trauen sich Kinder und Jugendliche, Neues auszuprobieren und können so ihr Potential voll entfalten.

Reflexion

Schau dir noch einmal das Intro-Video an und überleg dir, welches der drei psychologischen Grundbedürfnisse «Autonomie», «Zugehörigkeit» und «Kompetenz» in den verschiedenen Situationen jeweils im Zentrum steht: Wie trägt die Leiterin in den jeweiligen Situationen konkret dazu bei, diese Grundbedürfnisse zu befriedigen? Welche Prinzipien werden in diesem Intro-Video umgesetzt?

Good Practice

Zusatzinfos für Interessierte 

Quiz

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Transfer

1. Überleg dir, welches der vier Prinzipien du in deinen nächsten J+S-Aktivitäten in den Fokus stellen möchtest und mit welchen drei konkreten Massnahmen du ein lernförderliches Klima ermöglichen willst. In welcher Form könntest du zudem Rückmeldungen der Kinder und Jugendlichen zu deinen J+S-Aktivitäten einholen?

2. Welche Verantwortlichkeiten oder «Ämtli» kannst du deiner Gruppe, Teilgruppen oder einzelnen Mitgliedern übergeben (z.B. Materialverantwortliche(r), Garderobenverantwortliche(r), Geräte-Teams beim Aufstellen, Götti/Gotti für neue Mitglieder etc.)? Auch jüngere Kinder sind mit ein wenig Unterstützung durchaus in der Lage, eine gewisse Verantwortung zu übernehmen.

Quiz

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