Sport mit cerebraler Bewegungsstörung
Hast du schon mal von der cerebralen Bewegungsstörung gehört? Was denkst du, wie sich eine Person mit cerebraler Bewegungsstörung bewegt? Schau dir das Video von Michèle an, um Antworten zu finden:
Audiodeskription zum Video
Wie kommt es zu einer cerebralen Bewegungsstörung?
Das Gehirn und das Rückenmark sind das zentrale System, welches unsere Bewegung steuert. Sie sind Teil des zentralen Nervensystems. Bei einer cerebralen Bewegungsstörung erleidet unser Nervensystem eine Schädigung, beispielsweise im Gehirn, durch
- Sauerstoffmangel
- eine Stoffwechselstörung
- oder Infektion
vor, während oder nach der Geburt. Diese führen zu unterschiedlichen Bewegungsbehinderungen, welche sowohl die Grobmotorik (z.B. Gehen) und die Feinmotorik (z.B. Schreiben) betreffen können.
Was bedeutet das nun in Bezug auf Sport und Bewegung?
Menschen mit cerebraler Bewegungsstörung haben oft Mühe Bewegungen richtig zu dosieren. Die cerebrale Bewegungsstörung hat verschiedene Erscheinungsformen.
Dyskinese
Spastik
Ataxie
Die Erscheinungsform der cerebralen Bewegungsstörungen und die Stärke der Ausprägung zusammen bestimmen das Ausmass der Bewegungsbehinderung. Diese kann von leichten Funktionsstörungen bis zu schweren Bewegungseinschränkungen (Sport im Elektrorollstuhl oder Bewegungsspiele im Liegen) reichen.
Meistens liegt eine Kombination der Erscheinungsformen vor und oftmals sind die Wahrnehmungssysteme (visuell, auditiv, taktil, kinästhetisch) auch beeinträchtigt. Neben den motorischen Schwierigkeiten können auch kognitive Störungen (z.B. Lernbehinderungen) und Sprachstörungen auftreten.
Beim Schädel-Hirn-Trauma wird, zum Beispiel durch einen Sturz auf den Kopf, ein Hirnareal verletzt. Dadurch können ähnliche Auswirkungen wie bei einer cerebralen Bewegungsstörung auftreten. Was denkst du sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu cerebraler Bewegungsstörung?
Gemeinsamkeiten
Unterschiede
Durch welche Faktoren wird die sportliche Leistungsfähigkeit bei cerebralen Bewegungsstörungen gehemmt? Fahre mit der Maus über das Sportbild, um mehr zu erfahren.
Personen mit cerebraler Bewegungsstörung haben Mühe eine stabile Körperhaltung zu erhalten. Bei Spiel- und Wettkampfsituationen können Sportlerinnen und Sportler schon mal das Gleichgewicht verlieren oder wegen der verstärkten Spastik ihre Bewegungen nicht mehr kontrollieren. Das hast du womöglich im Video beobachtet. Damit die Sportler:innen in anspruchsvollen Situationen die Kontrolle über ihre Bewegungen behalten, kannst du im Training gezielt Bewegungen in diesen bestimmten Situationen üben.
Zyklische (also sich wiederholende) Bewegungen haben einen positiven Einfluss auf den Bewegungsfluss. Und beim Reiten können zum Beispiel die Haltungs- und Bewegungskontrolle trainiert werden.
Überlege dir, welche der folgenden Sportarten einen zyklischen Ablauf haben. Kontrolliere deine Antworten, indem du mit dem Mauszeiger auf das entsprechende Icon klickst.
Je nach Stärke der Bewegungsstörung und der zusätzlichen kognitiven Einschränkungen fällt es den Sportlerinnen und Sportlern einfacher oder schwerer eine Bewegung zu lernen. Daher musst du das Training individuell den Möglichkeiten der Sportlerin oder des Sportlers angepasst gestalten.
In der Regel verstehen Menschen mit einer cerebralen Bewegungsstörung die ihnen gestellten Bewegungsaufgaben einwandfrei. Die Umsetzung der Bewegung kann jedoch aufgrund der Schädigung der bewegungssteuernden Systeme im Nervensystem grosse Herausforderungen darstellen.
Um die Umsetzung neuer Bewegungsabläufe zu fördern, solltest du möglichst alle bewegungshemmenden Faktoren eliminieren. Welche Faktoren sich positiv oder negativ auf den Bewegungsablauf auswirken, erfährst du hier:
Positive Einflüsse
Negative Einflüsse
Beachte!
Kälte kann zu verstärkten Muskelkrämpfen führen. Das erschwert Bewegung. Erhöhte Muskelspannung führt zu rascherer Ermüdung und erschwert Entspannung.
Nicht an die Sportlerin oder den Sportler angepasste Belastungen (wie zu lange Dauer oder zu hohe Anzahl Wiederholungen) können Fehlstellungen verstärken und zu Schmerzen führen.
Bei Kontrakturen (Verkürzung von Muskeln, Sehnen, usw.) werden Schienen getragen.
Wie du eine Person mit cerebraler Bewegungsstörung in deine Sportlektion eingliedern kannst, ist sehr stark von der Person und dem Ausmass ihrer Bewegungseinschränkungen abhängig. Hier findest du ein paar Tipps, welche dir vielleicht dabei helfen können:
Führe Regeln ein, die den Miteinbezug der Person mit cerebraler Bewegungsstörung in das Spiel belohnen. Zum Beispiel mehr Punkte für ein Tor, etc.
Definiere in einem Spiel eine Zone, in der sich nur die Person mit cerebraler Bewegungsstörung aufhalten darf.
Gib der Person mit cerebraler Bewegungsstörung Aufgaben, die sie bewerkstelligen kann und für das Team von Nutzen sind. Zum Beispiel kann mit einem Rollstuhl eine grosse Fläche des Unihockeytores abgedeckt werden.
Wie übst du eine neue Bewegung mit einer Sportlerin oder einem Sportler mit cerebraler Bewegungsstörung?
Arbeite mit Bewegungen, welche die Person kennt und versuche diese weiterzuentwickeln. Damit das Verarbeiten der neuen Informationen begünstigt wird, solltest du möglichst alle störenden Einflüsse und Reize eliminieren. Behalte im Hinterkopf, dass das Erlernen von neuen Bewegungen stark ermüdend sein kann. Halte die neuen Übungen daher kurz und verteile das Erlernen der neuen Bewegung auf mehrere Lektionen.
Denke zurück an das Intro-Video: Wie würdest du die Bewegungen von Michèle beschreiben?
Folgende Begriffe könntest du verwenden, um die Bewegungen der Athletinnen im Video zu beschreiben:
steif, eckig, verkrampft, ruckhaft