Erwachsene verstehen
Halte kurz inne und beantworte für dich die folgenden Fragen:
- Wer ist erwachsen?
- Wann hast du dich selbst als «Erwachsene» oder «Erwachsener» gefühlt?
- Ab wann ist aus deiner Sicht jemand alt?
- Wann ist jemand aus Sicht der anderen alt?
Das Berner Generationenhaus hat 100 Personen befragt, ob sie sich alt fühlen und ab wann jemand alt sei. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nur jede siebte Person ab 70 Jahren selber als alt bezeichnet. Während für die unter 30-jährigen Befragten jemand schon ab 66 Jahren als alt gilt, verschiebt sich diese Grenze mit steigendem Alter mehr und mehr nach oben, sodass sie immer über dem eigenen Lebensalter liegt (Berner Generationenhaus, Ausstellung «Forever young», 2019).
Erwachsen sein, das ist herausfordernd und stellt viele Entwicklungsaufgaben. Dazu gehören zum Beispiel der Übertritt von der Adoleszenz ins Erwachsenenalter, die Midlife-Crisis oder die Pensionierung.
In deiner esa-Aktivität kommen Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen und Lebensphasen zusammen. Ältere Menschen haben Zeiten erlebt, die sich die Jüngeren kaum vorstellen können. Wer im Jahr 2025 den zwanzigsten Geburtstag feiert, lebt in derselben Welt, wie ein Hundertjähriger, der mit Zwanzig noch das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt hat. Diese beiden Menschen bilden formal die Spannweite aller esa-Teilnehmenden (20 bis 100 Jahre alt).
Als esa-Leiterin oder esa-Leiter begegnest du all deinen Teilnehmenden offen und empathisch, unabhängig von Alter oder Lebensphase. Dieser Lernbaustein unterstützt dich dabei, die vielseitige Zielgruppe der Erwachsenen noch besser kennenzulernen. So kannst du deine esa-Aktivitäten für alle Altersgruppen attraktiver gestalten. Auch wenn du noch keine esa-Aktivität geleitet hast, lernst du hier, wie du altersgruppenübergreifende Angebote für Erwachsene schaffst.
Weiterführende Infos
Im Laufe des Erwachsen- und des Älterwerdens verändert sich einiges. Klicke dich durch die Bildreihe und schau dir die folgenden Kurven und ihre Verläufe in den verschiedenen Jahrzehnten an. Lies die darunterstehenden Informationen mit Fokus auf die Ziel- und Altersgruppe deines esa-Angebots.
Wir tauchen nun noch etwas weiter ein in die Vielfalt des Erwachsenseins, damit du diese breite und vielseitige Altersgruppe noch besser kennenlernst und verstehst.
Erwachsene bauen ihr Leben auf in der Kindheit und der Jugend erworbenen Kompetenzen und Beziehungen auf. Durch verschiedene Begegnungen und Erfahrungen entsteht ein immer grösser werdendes «Haus».

Acht Personen geben dir einen Einblick, wo sie in ihrem Leben gerade stehen. Sie zeigen dir exemplarisch die verschiedenen Lebensjahrzehnte auf. Geh durch die Zimmer des Hauses, indem du auf das jeweilige Porträt klickst, und besuche die verschiedenen Menschen.

Wie du eben gesehen hast, sind Bewegung und Sport bei allen vorgestellten Personen und in allen Lebensabschnitten ein Thema – teils aktiv, teils eher passiv. Die Absicht des esa-Programms ist, dass sich Menschen lebenslang bewegen und Sport treiben. Du als esa-Leiterin oder -Leiter hast dabei die wichtigste Funktion. Du förderst in deinem Angebot Menschen aus allen Altersgruppen so, dass sie sich mit Freude bewegen – und zwar ein Leben lang. Du berücksichtigst also die Wünsche, die Bedürfnisse und die Motive deiner Teilnehmenden sowie ihre physischen Möglichkeiten.
Wir erklären dir nun ein Modell, mit dem du deine esa-Aktivität an deine Gruppe anpassen und Teilnehmende von 20 bis 100 Jahren ansprechen kannst.

Das Modell 6+1 ermöglicht dir, deine esa-Aktivität laufend zu verändern und anzupassen. Dabei stehst du als Leiterin oder Leiter mit deiner Haltung im Zentrum, dafür steht das +1. Die sechs Jonglierbälle stehen symbolisch für Werkzeuge, die helfen, Sport- und Bewegungsaktivitäten anzupassen. Du kannst beispielsweise Aufgaben schwieriger oder leichter machen, Regeln spielerischer oder leistungsorientierter aufstellen oder die Sozialformen den Bedürfnissen der Teilnehmenden anpassen. Das macht dein Angebot für noch mehr Menschen attraktiver.
Lerne das Modell 6+1 anhand von Praxisbeispielen kennen, indem du die Karten umdrehst.

Materialien

Regeln

Lernumfeld

Aufgabenstellung

Sozialformen

Kommunikation
Weitere Informationen und hilfreiche Tipps zum erwachsenengerechten Vermitteln findest du im entsprechenden Lernbaustein. Zudem gibt es einen Lernbaustein zum Thema «Lebenskompetenzen fördern». Verschaffe dir nach dem aktuellen Lernbaustein bei Interesse einen Einblick.
Du hast nun gesehen, welche Eigenschaften die verschiedenen Altersgruppen mit sich bringen und wie du dein esa-Angebot ohne viel Aufwand so gestaltest, dass mehrere Altersgruppen gleichzeitig nach ihren Voraussetzungen und Möglichkeiten gefördert und gefordert sind.
Eine WingTsun-Schule machte sich vor einigen Jahren dieselben Gedanken. Denn Erika hatte sich mit 82 Jahren entschieden, nochmals etwas Neues anzufangen. Sie hatte bei der benachbarten WingTsun-Schule angefragt und besuchte von da an regelmässig und mit Begeisterung dieses esa-Angebot. Im Jahr 2023 erreichte sie als 90-Jährige den siebten von zwölf Schülergraden.

Das hat den esa-Leiter immer wieder zur Reflexion motiviert: Wie kann ich die Elemente des WingTsun so aufbereiten, dass ein 90-jähriger Mensch und alle anderen der Gruppe gleichsam davon profitieren? Wie kann ich mich und die übrigen Teilnehmenden auf das hohe Alter vorbereiten?
Das Interview mit Erika zeigt, dass sich diese Überlegungen gelohnt haben:
Gehe nun selber in die Reflexion:
- Welche Aspekte der verschiedenen Altersgruppen berücksichtigst du in deiner esa-Aktivität bereits? Inwiefern?
- Wie kannst du deine bestehenden Angebote für weitere Altersgruppen öffnen?
- Wie prüfst du, ob die Bedürfnisse der Teilnehmenden berücksichtigt sind und sie sich stets gut gefordert fühlen?
Such dir im Internet ein Bild aus, das dich immer wieder daran erinnert, in deinem esa-Angebot konkret zu werden:
- Ich setze mich (noch mehr) dafür ein, dass mein Angebot altersgruppenübergreifend ist.
- Ich gehe gezielt auf meine Teilnehmenden zu und frage sie während des Kurses nach ihren Bedürfnissen.
- Ich habe jeweils mindestens eine Variationsmöglichkeit vorbereitet, um die Aufgabe zu erleichtern und zu erschweren.
Lade das Bild zum Beispiel als Bildschirmhintergrund auf dein Smartphone, hänge es an dein Anschlagbrett oder lege es als Titelblatt in das Dossier deiner esa-Aktivität.