Polycyclide Erscheinungsformen

Intro

Berühre die Bilder des Comics und begleite Isa auf ihrer Ausfahrt:

Wie definieren wir eine Sportart, in diesem Fall Velofahren? Indem wir beobachten und beschreiben, was Isa alles auf ihrer Ausfahrt gemacht hat, erhalten wir einen ersten Eindruck, was alles zum Velofahren dazugehört. Wenn wir also beschreiben, wie Velofahren in Erscheinung tritt, erhalten wir daraus die polycycliden Erscheinungsformen. Diese sind an der Basis beim Velofahren und in der Entwicklung der Athletinnen und Athleten in den vier polycycliden Sportarten (Mountainbike, Strasse, Bahn und Radquer) sichtbar.

Lerne nun die sieben polycycliden Erscheinungsformen kennen und erfahre wie du sie geschickt in deine Trainings einbaust.

Basics

Die Erscheinungsformen sind idealtypische Bewegungs- und Verhaltensmuster auf dem Velo, die in konkreten sportlichen Situationen beobachtet werden können. Expertinnen und Experten der polycycliden Radsportarten haben die sieben Erscheinungsformen formuliert, worin sich alle Aspekte der vier Sportarten wiederfinden. Damit können alle, egal wie fortgeschritten in der Sportart, auf einfache Art über die Sportart diskutieren.

Schau dir die Erscheinungsformen durch. Erinnere dich dabei an die kurze Geschichte von Isa zurück: Erkennst du die Erscheinungsformen wieder?

Du kennst nun also die sieben polycycliden Erscheinungsformen und weisst, wie du deine Sportart beschreiben kannst. Doch wie setzt du dieses Wissen nun konkret in deinen Trainings um?

Prinzipien

Im Training mit Kindern und Jugendlichen unterrichtest du möglichst ganzheitlich und spielerisch. Sie lernen während Spielen implizit, also ohne zu merken, was sie eigentlich gerade genau trainieren. So ist der Spassfaktor im Training garantiert und damit auch der Lernerfolg.

Um die richtigen Trainingsformen auszuwählen, orientierst du dich an zwei Konstrukten: Den Erscheinungsformen oder den Radsporttechniken.

Erscheinungsformen

Eine Erscheinungsform ist ganzheitlich formuliert und lässt sich auf alle vier polycycliden Sportarten sowie verschiedene Situationen anwenden. Es gibt also nicht die eine Trainingsform, welche alle Facetten einer Erscheinungsform gleichzeitig trainiert.

Überlege dir, an welcher Erscheinungsform und spezifisch welchem Teilbereich davon du in den kommenden Trainings arbeiten möchtest. Wähle dann eine passende Trainingsform dafür aus, mit dem Wissen, dass dank Transferleistungen im Gehirn trotzdem das Bewegungsverständnis der ganzen Erscheinungsform trainiert werden kann.

Radsporttechnik

Liegt der Schwerpunkt des nächsten Trainings auf einer dieser Radsporttechniken: «Hinterrad anheben», «Hindernisse überrollen» oder «Langsame Kurven»? Dann wählst du deine spielerische Trainingsform von der Radsporttechnik ausgehend. Tipp: Mit einer Trainingsform können oft mehrere Radsporttechniken gleichzeitig trainiert werden.

Die zwei Herangehensweisen sind natürlich vernetzt: Jede Radsporttechnik kann einer Erscheinungsform zugeordnet werden und umgekehrt. Nutze also situationsabhängig die passendere Herangehensweise.

Schau zu, wie Leo mithilfe von Üben, Spielen, Velofahren die passende Trainingsformen für seine kommenden J+S-Aktivitäten auswählt.

Good Practice

Es ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen nach der polycycliden Philosophie, in allen vier Sportarten zu unterrichten und ihnen eine grosse Breite an Bewegungserfahrungen zu ermöglichen. So fördern wir nicht nur die Freude und intrinsische Motivation am Velofahren, sondern garantieren eine ganzheitliche und lückenlose Ausbildung.

Je nachdem welche Sportart im Fokus des Trainings steht, lassen sich die Trainingsformen entsprechend daran anpassen. Du veränderst die Aufgabenstellung und Anweisung gekonnt und lenkst damit die Trainingsschwerpunkte für die Kinder und Jugendlichen unbemerkt in die gewünschte Richtung (es ist möglich eine oder mehrere Anpassungen pro Trainingsform einzubauen). Die drei Good Practice-Beispiele zeigen dir diverse Möglichkeiten, wie du eine Trainingsform anpassen kannst:

Slalom Game of B.I.K.E

Die Teilnehmer/-innen teilen sich in mehrere Dreier- oder Vierergruppen auf. Alle Gruppenersten stecken mit zehn Hütchen an einem beliebigen Ort einen Slalom aus und fahren diesen vor. Die übrigen Gruppenmitglieder absolvieren den Parcours möglichst fehlerfrei. Wem dies beim ersten Versuch nicht gelingt, erhält den Buchstaben «B». Alle Mitglieder der Gruppe legen einer nach dem anderen einen Slalom aus. Misslingt jemandem auch der zweite Slalomparcours, wird der Buchstabe «I» drangehängt. Wer zuerst alle vier Buchstaben des Wortes «B.I.K.E.» erhält, kann eine neue Slalomserie starten.

Ein schlammverschmierter Athlet rennt mit seinem Fahrrad auf dem Rücken durch eine matschige Rennbahn.

Drei Frauen fahren mit Mountainbikes einen steilen, felsigen Abschnitt hinunter.


Ein Schweizer Athlet sitzt in einer aerodynamischen Position auf einem Bahnrad.

Absteigerlis

Alle Teilnehmenden fahren in einem mit Hütchen begrenzten Spielfeld, den «Bikepark». Durch geschicktes Fahren und Abdrängen versuchen sie sich gegenseitig zum Absteigen zu zwingen. Wer absteigt oder den Bikepark verlässt, wird hinuntergestuft und muss auf die tiefere Stufe, die «Spielwiese» (ein zweites, identisches Spielfeld). Gewinnt jemand auf der Spielwiese ein Duell, darf diese Person zurück in den Bikepark, sie wird also wieder hochgestuft.

Ein Schweizer Athlet sitzt in einer aerodynamischen Position auf einem Bahnrad.

Ein schlammverschmierter Athlet rennt mit seinem Fahrrad auf dem Rücken durch eine matschige Rennbahn.

Drei Frauen fahren mit Mountainbikes einen steilen, felsigen Abschnitt hinunter.

Rundstrecken-Memory

Auf einer grossen Runde liegen viele Memory-Karten aufgedeckt am Boden. Es hat von allen Karten nur jeweils eine Karte ausgelegt. Nun dürfen sich alle Teilnehmenden frei auf der Runde bewegen und sich während der Fahrt möglichst viele Symbole merken. Auf ein Signal oder Zeichen der Leiter/-in kommen alle zurück und versuchen möglichst alle Symbole auf ein Papier zu zeichnen oder zu schreiben. Wer kann sich am meisten Memory-Karten merken?

Drei Frauen fahren mit Mountainbikes einen steilen, felsigen Abschnitt hinunter.

Ein Schweizer Athlet sitzt in einer aerodynamischen Position auf einem Bahnrad.

Zwei Athleten fahren dicht hintereinander mit Rennrädern auf einer Strasse. Rundherum jubelt eine Menschenmenge von Fans.

Reflexion

Die Erscheinungsformen sind polycyclide formuliert und gelten für die vier Radsportarten Mountainbike, Strasse, Bahn und Radquer. Trotzdem unterscheidet sich die Art der Bewegungen und Verhaltensmuster in den unterschiedlichen Sportarten teils leicht, teils deutlich.

Notiere für folgende vier Erscheinungsformen ein Beispiel, in welcher Form sie bei der zugeordneten Sportart beobachtbar sein könnten. Vergleiche deine Antwort jeweils mit der Beispielantwort:

- Sich in vielfältigen Situationen orientieren und vorausschauend navigieren: Mountainbike

- Fähigkeits- und situationsangepasst auf- und abwärtsfahren: Strasse

- Sich in einer Gruppe sicher und klug bewegen: Bahn

- Variantenreich und kreativ Hindernisse überwinden: Radquer

Mountainbike

- Schmale Passage langsam und bremsbereit anfahren

- Früh Linie anpassen und optimale Kurvenposition einnehmen

Strasse

- Verkehr bei der Abfahrt respektieren und grosse Abstände einhalten

- Energie im Aufstieg gekonnt für die jeweilige Steigung sinnvoll einteilen

Bahn

- Spurwechsel anzeigen und Kontroll-/Schulterblick machen

- Aufmerksam und schnell auf die Aktionen der vorderen Person reagieren

Radquer

- Abstiegen, Hindernis überwinden und zügig aufspringen

- Schlammfeld kontrolliert und ausbalanciert durchqueren

Quiz

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Transfer

Denk nun an dein nächstes Training, welches du leiten wirst: Welche Erscheinungsform steht im Zentrum? Suche dann mit der «Filter»-Funktion auf Üben, Spielen, Velofahren eine dazu passende Trainingsform aus. Passe die Schwierigkeit an deine Trainingsgruppe an und füge bei Bedarf eine sportartspezifische Aufgabe wie im Kapitel «Good Practice» hinzu. Berücksichtige dabei auch die FTEM-Stufe deiner Trainingsgruppe.

Quiz

Löse die Quizaufgaben und überprüfe am Schluss deine Ergebnisse.