Taktik und Technik: Grundlegende Prinzipien
Ein breites technisches und taktisches Repertoire in verschiedenen Sportarten fördert lebenslanges, gesundes und freudvolles Sporttreiben. Zudem sind gute Techniken und Taktiken bei Kindern und Jugendlichen ideale Voraussetzungen für gute Leistungen im Breiten- und Leistungssport. Als Leiterin oder Leiter spielst du dabei eine bedeutende Rolle. Dieser Lernbaustein zeigt dir in Kürze die wichtigsten Prinzipien eines guten Technik- und Taktiktrainings.
Der Kick-Aufschlag von Roger Federer oder der Riesenslalomschwung von Lara Gut-Behrami im Steilhang sind Beispiele für exzellent ausgeführte Techniken. Techniken sind zweckmässige Bewegungen zur Lösung sportlicher Aufgaben.
Wenn sich Handballnationalspieler Andy Schmid unter Bedrängnis für einen perfekt getimten Bodenpass zum besser postierten Kreisläufer entscheidet, sich die 9-jährige Alexandra beim «Schnappball» freiläuft oder die zwei Unihockeyspielerinnen Marie und Sandra mit einem Doppelpass ein Tor vorbereiten, sprechen wir von taktischen Verhaltensweisen. Taktiken beinhalten die Planung von Handlungen und das Treffen von Entscheidungen.
1. Beim Lernen greifen Kinder und Jugendliche grundsätzlich auf bestehende Bewegungsmuster zurück, passen diese an, verfeinern und verknüpfen sie.
Deshalb sind vielseitige Erfahrungen, die sie über die Spiel- und Bewegungsgrundformen erwerben, wesentlich für eine breite Entwicklung technischer und taktischer Kompetenzen.
Handlungen werden laufend auf der Grundlage von Wahrnehmungen und Vorhersagen unseres Nervensystems und entsprechenden motorischen Kommandos kontrolliert. So werden zum Beispiel bei der Ausführung eines Rückhandschlags im Tennis externe Signale wie die Position des Gegners und die Flugbahn des Balls wahrgenommen. Dazu kommen Eigenwahrnehmungen wie die Muskelspannung im eigenen Schlagarm, die Position des Handgelenkwinkels, die Fussstellung etc.
Aufgrund dieser Wahrnehmungen macht das Nervensystem laufend Vorhersagen, z.B. zu Ort und Zeit des Schlägers und Ballkontakts bei der Ausführung eines Schlags. Je besser dieses System funktioniert, desto besser werden die technischen und taktischen Aktionen. Techniken und Taktiken entstehen also langfristig aus den Handlungen und Wahrnehmungen, die Kinder und Jugendliche immer wieder während des Trainings ausführen und erleben.
3. Spielformen und attraktive Bewegungsaufgaben bieten ideale Voraussetzungen für das Erlernen von Technik und Taktik.
Spielerische Formen und attraktive Bewegungsaufgaben erlauben einen freudvollen Zugang zu Sport- und Bewegungsaktivitäten, motivieren und fördern das Engagement der Kinder und Jugendlichen. Sie lernen im Spiel Entscheidungen zu treffen, gemeinsame oder individuelle Taktiken sowie auch Techniken zu entwickeln, und «automatisch» bzw. unbewusst (implizit) gute und kreative Lösungen für die verschiedensten Aufgabenstellungen zu finden. Bei geeigneten Bewegungsaufgaben können sie Lösungen selbst entdecken und entwickeln so langfristig stabile Techniken und Taktiken.
Das HurrA-Prinzip fasst die 5 wichtigsten Prinzipien des Technik-Taktiktrainings zusammen. Das A-Prinzip, von A wie Arrangieren, also die geschickte Gestaltung des Lehr-Lernarrangements, ist das wichtigste Prinzip.
Herausfordern
Unterstützen
Repetieren
Rückmelden
Arrangieren
In den folgenden Videos werden die einzelnen Prinzipien anhand verschiedener Sportarten in die Praxis umgesetzt:
Mit folgenden Fragen kannst du dein Training reflektieren. Notier dir die Antworten und ergänze sie mit konkreten Massnahmen, die du im nächsten Training umsetzen willst.
- Wie ist es dir gelungen, Bewegungsaufgaben zu stellen, welche die Kinder und Jugendlichen auffordern, selbst geeignete Lösungen zu finden?
- Welche Anpassungen des Lehr-Lernarrangements (Material, Regeln, Spielfeld, Gelände etc.) waren besonders geeignet, um die gewünschten Ziele zur erreichen?
- Du konntest einige HurrA-Prinzipien einsetzen, ja? Was hat gut funktioniert und was weniger gut? Aha, es hat gar nicht funktioniert, warum wohl? Was wäre für deine Trainingseinheit geeigneter gewesen?
Wie kannst du in deiner Sportart die Kinder und Jugendlichen sinnvoll mit Analogien und Metaphern unterstützen? Kennst du passende Metaphern und Analogien?
Überlege dir eine Aufgabe oder Spielform in deiner Sportart, mit der du eine hohe Anzahl an lernwirksamen Wiederholungen (Repetitionen) bei einer bestimmten Technik/Taktik bzw. Erscheinungsform sicherstellst.
In den Videobeispielen zum Arrangieren siehst du, wie die Leiterinnen und Leiter verschiedene Lehr-Lernarrangements gestalten. Wie könntest du für das Erlernen eines bestimmten technisch-taktischen Elements in deiner Sportart das Lehr-Lernarrangement gestalten?