Inklusive J+S-Aktivitäten
Hast du gewusst, dass 15 Prozent aller Menschen weltweit mit einer Beeinträchtigung leben, die sie im Alltag behindert?
Behinderungen entstehen dann, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen aufgrund von einstellungs- und umweltbedingten Barrieren nicht teilhaben können. Beispielsweise dann, wenn jemand im Rollstuhl die Turnhalle nicht allein erreichen kann, weil er oder sie dazu eine Treppe passieren müsste. Oder wenn ein Verein nicht bereit ist, Kinder mit Trisomie 21 als Mitglieder aufzunehmen. Mit Beeinträchtigungen ist gemeint, dass eine Körperstruktur nicht vorhanden ist oder anders als erwartet funktioniert. Diese können unterschiedlicher Art sein. Lies die Beispiele durch, die du im J+S-Alltag antreffen kannst:
- Körperliche Beeinträchtigungen: Querschnittlähmung (Tetra-, Paraplegie), Cerebralparese, Dysmelien (Fehlbildung der Gliedmassen), chronische Krankheiten wie Muskelschwund und Cystische Fibrose
- Sinneseinschränkungen: Grüner Star, Blindheit, eingeschränktes Hörvermögen, Gehörlosigkeit
- Lern- und Entwicklungsbeeinträchtigungen: Trisomie 21 (Down Syndrom), Fetales Alkoholsyndrom (FAS)
- Verhaltens- und Wahrnehmungsauffälligkeiten: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
- Psychische Einschränkungen: Angststörungen, Depression, Essstörungen
Inwiefern eine Beeinträchtigung alltägliche Aktivitäten erschwert, hängt stark von der Umwelt ab, z.B. davon, ob der Zugang zur Sportstätte oder die Partizipation in spezifischen Spielformen möglich ist.
- Der ausreichend grosser Lift mit entsprechendem Bedienungsfeld ermöglicht den Zugang zur Sportstätte. In dieser Situation erlebt die körperlich beeinträchtigte Person keine Behinderungen.
- Ein farbiges Trikot erleichtert die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Seheinschränkungen.
- Indem du Erklärungen visuell unterstreichst, unterstützt du das Verständnis.
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen bringen ihre individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse mit in deine J+S-Aktivität. Genau wie solche ohne Behinderungen. Setz als Leiterin oder Leiter beim Faktor «Umwelt» an, den du stark beeinflussen kannst. Gestalte dein Training so, dass alle Freude am Sporttreiben erleben. Alle sollen Teil der Gruppe sein und Fortschritte machen.
Früher ging man beim Lernen vom «One-Size-Fits-All»-Prinzip aus. Heute wissen wir, dass wir alle unterschiedlich ticken. Nimm dich der Vielfalt deiner Gruppe in den drei Schritten beobachten, evaluieren und handeln an.
Nimm dir regelmässig Zeit, deine Gruppe in ihrer Vielfalt zu beobachten. Nutz deine bevorzugte Beobachtungsform (z.B. Notizen machen, Videoanalyse etc.). Halt zum Beispiel fest, was den Kindern und Jugendlichen gut gelingt und was ihnen Freude bereitet. Notier, wo sie von dir Unterstützung brauchen, um Fortschritte machen zu können. Leg den Fokus auf ihre Stärken.
Bezieh deine Gruppe mit ein:
- Tauscht euch in der Gruppe regelmässig aus, wie es euch geht – innerhalb der J+S-Aktivität und ausserhalb. Nutz dafür z.B. die Emotionskarten.
- Hört einander zu, alle bringen ihre eigene Perspektive ein. Jede und jeder erlebt und fühlt anders.
- Lass alle Mitglieder deiner Gruppe zu Wort kommen. Organisier den Austausch beispielsweise in Kleingruppen, wenn jemand wegen sprachlicher Einschränkungen schüchtern ist.
Fahr nun mit dem Cursor über das Bild und erfahr, warum Samir, Lou und William ins Training kommen:
Behalt auch die Gruppendynamik im Auge. Beobachte beispielsweise, wie sie sich verändert, wenn William nicht da ist. Überleg, welche Rolle Lou in der Gruppe einnimmt. Denn die Gruppe als Ganzes zu beobachten ist ebenso wichtig wie jedes einzelne Gruppenmitglied.
Nachdem du nun beobachtet hast, was klappt und wo noch Schwierigkeiten liegen, evaluiere, in welchem Bereich Unterstützung nötig ist. Das Modell 6+1 des adaptiven Sportunterrichts (Tiemann, 2013) unterstützt dich als inklusive Unterrichtshilfe dabei, Aufgaben zu variieren und zu differenzieren.
Funktioniert eine Gruppenaufgabe oder eine Übung nicht, finde zuerst heraus, bei welcher der 6+1-Variablen das Problem liegt. Hast du beispielsweise ein Kind beobachtet, das beim Tupfball durch die vielen Reize überfordert scheint, liegt das in diesem Fall möglicherweise an der Variable «Regeln». Nun kannst du die Variable «Regeln» anpassen, indem du eine Ruhezone als Rückzugsort schaffst.
Fahr mit dem Cursor über die Leiterin und die einzelnen Jonglierbälle und lern die Bedeutung der 6+1-Variablen sowie konkrete Beispiele dazu kennen:
Probier aus, was funktioniert. Es gibt nicht nur ein richtiges Rezept. Bleib flexibel und hol dir wo nötig Unterstützung. Erlaub dir Fehler zu machen, denn wenn du daraus lernst, bringen sie dich weiter. Trau dich, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen im Training willkommen zu heissen. Alle profitieren davon. Persönliche positive Erfahrungen mit Vielfalt räumen Vorurteile aus dem Weg und fördern Toleranz und Akzeptanz. Sei mutig und kreativ.
Die drei folgenden Übungsbeispiele stehen für inklusiven Sport. Entscheid dich anhand des Titels für eine Aufgabe, lies sie sorgfältig durch und pass sie für deine Sportgruppe an.
- Ball-Fliessband. Eine kooperative Wurf-Aufgabe in 4-er-Gruppen.
- Team-Sprint. Sprint mal anders: sich witzig begrüssen und so Begegnungen schaffen.
- Spiegelbild. Das Gegenüber spiegeln und dabei kommunizieren ohne Worte.
- Spielfächer und Lehrmittel zu Sport, Behinderungen und Inklusion (kostenpflichtig)
- Kartenset Vielfalt bewegt – Inklusion im Sport (kostenpflichtig)
- Vielfalt leben (digitaler Lernbaustein)
- Broschüre Sport und Handicap – Wege zum gemeinsamen Sport (kostenpflichtig)
- Körperliche, kognitive und psychische Beeinträchtigung im Sport (verschiedene digitale Lernbausteine)
- Interdisziplinäre J+S-Module zu Sport, Behinderung und Inklusion (Sportart wählen -> Interdisziplinäre Module einblenden)
- Ausbildungen PluSport
- Ausbildungen Rollstuhlsport Schweiz
- Swiss Deaf Sport – Sportverband für Gehörlose